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Das Wissen um den Wert unserer Demokratie

Die Hände von Jugendlichen mit "Demokratisch Handeln"-Armbändchen treffen sich.

Das Wissen um den Wert unserer Demokratie

Wie kann Demokratiebildung in der Projektarbeit umgesetzt werden? Zwei Beispiele aus dem Bundeswettbewerb „Demokratisch Handeln“ zeigen, wie Schülerinnen und Schüler an schwierige Themen herangeführt werden und sich letztlich selbst einsetzen.

[Schule NRW 01-23]

Freie Gesellschaften wie die unsere stehen vor großen Herausforderungen. Sowohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene wächst der Druck auf demokratische Systeme. Fragen danach, wie unsere Demokratie nachhaltig erfolgreich gestaltet werden kann, scheinen aktueller denn je. In einer globalisierten Welt sind Demokratie und die Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe nicht nur auf nationalstaatlicher, europäischer und internationaler Ebene von Bedeutung. Der Schule als sozialer Erfahrungsraum kommt dabei ebenfalls eine große Bedeutung zu: Ob Kinder und Jugendliche sich für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen und selbstbewusst Verantwortung übernehmen oder sich von demokratischen Strukturen abwenden, entscheidet sich auch in der Schule. Denn nur wenn Schülerinnen und Schüler ihre demokratischen Kompetenzen stärken können und Möglichkeiten zur Partizipation erhalten, können sie Trägerinnen und Träger einer handlungs- und problemlösungsfähigen Demokratie werden.

 

Best Practice aus Nordrhein-Westfalen

Ein Projekt bietet mit seiner Flexibilität und Barrierefreiheit einen gut geeigneten Rahmen, um jungen Menschen Beteiligung zu ermöglichen und demokratische Kernkompetenzen zu üben. In den zurückliegenden Ausschreibungsphasen des von der Kultusministerkonferenz der Länder empfohlenen und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Bundeswettbewerbs „Demokratisch Handeln“ konnte sich eine Vielzahl von Projekten in ganz unterschiedlichen Themenbereichen aus Nordrhein-Westfalen durchsetzen. Zwei Preisträgerprojekte des Jahrgangs 2021 sollen an dieser Stelle exemplarisch für die vielfältige Projektlandschaft im Bundesland vorgestellt werden.

 

„KKG - Gegen das Vergessen“ aus Grevenbroich

Die von der Jury des Bundeswettbewerbs ausgezeichnete Projektgruppe „Käthe-Kollwitz-Gesamtschule gegen das Vergessen“ bildet ein herausragendes Beispiel für ein mehrjähriges Geschichtsprojekt. Älteren Jahrgängen gelang es, die jüngeren Jahrgänge für das Thema Nationalsozialismus zu sensibilisieren und sich im Projektkontext stets neu mit dem Thema auseinanderzusetzen. So konnte das Projekt fest in der Schule verankert werden. Ein Lehrer und der lokale Geschichtsverein der Stadt unterstützen die Jugendlichen bei ihrer freiwilligen Projektarbeit und fördern die individuellen Interessen. Die Konstante bildet eine jährlich stattfindende, selbst organisierte Mahn- und Gedenkfeier anlässlich der Novemberpogrome 1938.

Die Gruppe hat sich darüber hinaus zum Beispiel für den Erhalt des in Vergessenheit geratenen jüdischen Friedhofs eingesetzt. 2014 übernahm sie dafür die Patenschaft. Seitdem pflegen die Jugendlichen die Anlage und geben Führungen. In naher Zukunft planen die Heranwachsenden in Kooperation mit dem Geschichtsverein einen Gestaltungswettbewerb zur Errichtung eines Mahnmals für die Opfer des Holocausts in Grevenbroich. Besonders bemerkenswert ist, dass die Schülerinnen und Schüler dabei eine Brücke in die Gegenwart schlagen, denn „KKG – Gegen das Vergessen“ möchte nicht nur die Gräueltaten des Nationalsozialismus erinnern, sondern sich gegen heutigen Rassismus und Antisemitismus einsetzen.

Auf der Webseite des Wettbewerbs befinden sich nicht nur die Kontaktdaten des Projektes, sondern auch Unterrichtsmaterial zum Thema Jüdische Friedhöfe als Lernorte: https://www.demokratisch-handeln.de/material/unterrichtsmaterial/oer

 

„GMS goes JVA - Eine Gefangenenzeitung entsteht“ von der Georg-Müller-Schule Bielefeld mit der JVA Herford

Das Projekt „GMS goes JVA“ realisiert in Kooperation zwischen jugendlichen Strafgefangenen und Gymnasiastinnen und Gymnasiasten eine Gefangenenzeitung namens „POPSHOP“. Auf beispielhafte Weise arbeiten dafür Mitglieder aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zusammen und produzieren ein Printprodukt von maßgeblicher Qualität. Ziel der Zeitung ist es, den jugendlichen Gefangenen eine Stimme in der Gesellschaft zu geben und sie so mehr in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Zur Produktion der jeweils nächsten Ausgabe finden alle drei bis vier Wochen Redaktionssitzungen in der JVA statt. Zudem kommunizieren die Schülerinnen und Schüler über die digitale Schulplattform mit den Heranwachsenden in der JVA. In der Zusammenarbeit werden den Schülerinnen und Schülern die begrenzten Möglichkeiten der Jugendlichen in der JVA deutlich. So musste während der Covid-19-Pandemie beispielsweise die Redaktionsarbeit der Jugendlichen räumlich getrennt stattfinden, denn auch eine digitale Redaktionssitzung ist aufgrund der Vorschriften der JVA in dieser Zeit nicht möglich.

Im Projekt wird Diversität gelebt und genutzt. Jugendliche haben die Chance, voneinander zu lernen und sehr unterschiedliche Lebenswelten und Lebensrealitäten kennenzulernen.

 

Beide vorgestellten Projekte konnten bereits strukturell an ihrer Schule verankert werden. Da der Wettbewerb „Demokratisch Handeln“ seit 1990 Demokratieprojekte aus dem schulischen und außerschulischen Bereich in den Themenbereichen „Kommune & Lokales“, „Schule & Lernen“, „Geschichte & Erinnern“, „Welt & Umwelt“ sowie „Zusammenleben und Inklusion“ auszeichnet, befinden sich schon über 7.300 Projektbeispiele in seiner öffentlichen Datenbank, darunter auch Tages- und Wochenprojekte. Im Webseitenbereich StartAProject kann zudem hilfreiches Material zum gelungenen Projektstart heruntergeladen werden.

 

Welche Angebote bietet „Demokratisch Handeln“ für meine Schule?

Bei Fragen rund um das Thema Demokratiebildung an Schulen sind die Regionalberater in Nordrhein-Westfalen, Christoph Schlagenhof und Andreas Dohm, unter Nordrhein_Westfalen[at]demokratisch-handeln.de (Nordrhein_Westfalen[at]demokratisch-handeln[dot]de) ansprechbar.

Mit Unterstützung des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen werden zudem alle Projekteinreichungen aus Nordrhein-Westfalen zum zweitägigen Demokratiegarten eingeladen. Vom 6. bis 7. Februar 2023 warten dort Workshops, Vernetzungsmöglichkeiten und das eigene Projekt kann einem interessierten Publikum vorgestellt werden.

Zudem winken auf Bundesebene über 50 Preise für die ausgezeichneten Projekte, die in beispielgebender Weise zivilgesellschaftliches Engagement und demokratische Handlungskompetenzen zum Ausdruck bringen. Hauptpreis ist eine Einladung zum Junify-Demokratiefestival.

 

Autorin: Sophia Fruth, Leitung Regionalnetzwerk „Demokratisch Handeln“