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in die Luft gestreckte Hände

„Demokratiebildung ist jetzt wichtiger denn je!“

Das neue Schuljahr hat begonnen – ein Schuljahr, in dem mit einer Bundestagswahl und einer Landtagswahl in NRW gleich zwei große politische Ereignisse anstehen. Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer schreibt in ihrem Vorwort über gesellschaftliche Teilhabe und Demokratiebildung.

[Schule NRW 07/08-21]

Liebe Leserinnen und Leser,

wir alle stehen vor der Frage: Was wird dieses Schuljahr besonders prägen? Welche Themen werden Sie als Lehrerinnen und Lehrer besonders beschäftigen? Zum Beginn des Schuljahres 2021/22 stellen wir in Schule NRW ganz bewusst die Themen „Gesellschaftliche Teilhabe“ und „Demokratie“ in den Fokus. Natürlich haben wir dabei auch an die bevorstehende Bundestagswahl und die Landtagswahl im kommenden Jahr gedacht. Aber leider sind diese Themen derzeit auch noch aus anderen Gründen aktuell. Gerade in der Corona-Pandemie haben sich zunehmend antidemokratische Tendenzen in unserer Gesellschaft breitgemacht. Krisen bieten leider mitunter einen guten Nährboden für radikale Ansichten und Verschwörungstheorien. Deshalb ist es von so großer Bedeutung, dass vor allem junge Menschen verinnerlichen, was es bedeutet, in einer demokratischen Gesellschaft zu leben – dass sie lernen, sich umfassend zu informieren, Ansichten und Äußerungen kritisch zu hinterfragen und auch demokratisch zu handeln.

Die Arbeit unserer Schulen spielt hierbei eine ganz zentrale Rolle und ich bin sehr froh, dass sich so viele Schulen in Nordrhein-Westfalen in diesem Bereich so engagiert einbringen. Ich denke zum Beispiel an unsere Schulen, die vom Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet wurden und die sich in ganz besonderem Maße für Toleranz, Respekt und Gleichberechtigung in ihrem Schulalltag einsetzen. Einen besonderen Beitrag leisten zum Beispiel auch die vielen Schulen, die am Wettbewerb „Jugend debattiert“ teilnehmen. Bereits seit 20 Jahren motiviert und stärkt der Wettbewerb Kinder und Jugendliche darin, sich mit unterschiedlichen Themen auseinanderzusetzen, sie kritisch zu beleuchten, zu argumentieren und fair zu debattieren – ganz wichtige Grundvoraussetzungen für demokratisches Handeln.

Es ist mir persönlich sehr wichtig, die Schulen in unserem Land in der Demokratiebildung und auch in der Arbeit an einem von Toleranz und Respekt geprägten Schulleben zu unterstützen. Ein wichtiger Schritt war dabei der „Aktionsplan Gewaltprävention – für Demokratie und Respekt“, den die Landesregierung 2019 initiiert hat. Auch die Initiative „Demokratisch Handeln“, deren Arbeit wir in dieser Ausgabe vorstellen, leistet eine wertvolle Unterstützung. Im Rahmen ihres Wettbewerbs begleitet und fördert die Initiative ganz unterschiedliche Projekte von Schülerinnen und Schülern zur Demokratiebildung. In verschiedenen Workshops und bei Veranstaltungen erhalten die Gruppen zudem die Möglichkeit, Neues zu erfahren, ihre Ideen weiterzuentwickeln und sich untereinander zu vernetzen.

Ich bin dankbar, dass die Nachfrage nach solchen Angeboten und Wettbewerben trotz der Corona-Pandemie gleichbleibend hoch ist. Dies zeigt, dass Sie „Demokratiebildung“ in Ihren Schulen mit Leben füllen. Gleichwohl ist mir bewusst, dass es für viele Schulen derzeit immer noch eine große Herausforderung ist, den Schulalltag zu stemmen und die in der Pandemie entstandenen Lernlücken aufzufangen. Bereits vor den Sommerferien haben wir konkrete Unterstützungsprogramme auf den Weg gebracht. Im Rahmen der „Extra-Zeit zum Lernen in NRW“ gab und gibt es zahlreiche außerschulische Angebote im ganzen Land, die sehr gut angenommen werden. Dabei geht es um das fachliche Lernen, um das soziale Miteinander oder auch um Bewegungsangebote.

Natürlich benötigen wir gerade jetzt eine gezielte Unterstützung direkt in den Schulen. Deshalb bin ich sehr froh, dass das Land gemeinsam mit dem Bund bis 2022 insgesamt 430 Mio. Euro bereitstellt. Durch diese zusätzlichen finanziellen Mittel setzen wir mit dem Programm „Ankommen und Aufholen“ auf ein Konzept mit zusätzlichem Personal („Extra-Personal“) sowie zusätzlichen finanziellen Mitteln für die Schulen und Schulträger („Extra-Geld“). Individuelle Förderangebote werden ermöglicht, weiteres Personal kann an den Schulen eingestellt und auch Kooperationen mit außerschulischen Partnern können organisiert werden – für uns ein weiterer wichtiger Baustein, mit dem wir das Aufholen pandemiebedingter Lernrückstände unterstützen.

Schon vor der Corona-Krise haben wir festgestellt, dass vielen Schülerinnen und Schülern grundlegende ökonomische Kenntnisse fehlen. Dabei sind gerade auch diese eine wesentliche Voraussetzung für eine selbstbestimmte Lebensgestaltung und damit für gesellschaftliche Teilhabe. Sie sind zudem zwingend notwendig für einen erfolgreichen Berufseinstieg. Die ökonomische Bildung zu stärken, war von Anfang an eines unserer Ziele auf dem Weg zu bester Bildung. Daher haben wir zum Schuljahr 2020/21 nunmehr an allen weiterführenden Schulen das Schulfach „Wirtschaft“ bzw. „Wirtschaft-Politik“ eingeführt oder dessen Stellung im Fächerkanon gestärkt. Staatssekretär Mathias Richter gibt im Interview in dieser Ausgabe einige interessante Einblicke und Informationen zur Einführung und Umsetzung des neuen Schulfachs.

Der englische Philosoph Francis Bacon hat einmal gesagt:

„Eine Menge ist noch keine Gesellschaft.

Eine funktionierende Gesellschaft, insbesondere eine demokratische Gesellschaft, lebt davon, dass jede und jeder sich aktiv und auch kritisch einbringt. Es ist eine ganz wesentliche Aufgabe unserer Schulen, für diese gesellschaftliche Teilhabe die notwendigen Grundlagen zu schaffen. Hierzu gehören politische und ökonomische Bildung gleichermaßen.

Ich wünsche Ihnen allen einen guten und erfolgreichen Start in das neue Schuljahr – ein Schuljahr in dem hoffentlich auch wieder viele schöne Dinge möglich sind: Sportfeste, Ausflüge, Klassenfahrten, gemeinsame Feiern - all das, was Ihre Schulgemeinschaft stärkt und ein glückliches Schulleben ausmacht.

Ihre

Yvonne Gebauer,

Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen