Den Fachkräftebedarf sichern
Wie geht die Landesregierung NRW mit der Herausforderung der Fachkräftesicherung um? Arbeitsminister Laumann stellt die Fachkräfteoffensive NRW vor.
[Schule NRW 07/08-23]
Die Fachkräftesicherung wird in den kommenden Jahren eine der größten Herausforderungen sein, denen sich unser Land gegenübersieht. Bereits jetzt ist die Situation in vielen Branchen angespannt. In den nächsten zehn Jahren scheiden alleine in Nordrhein-Westfalen über eineinhalb Millionen Beschäftigte aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt aus. Aktuell liegt die Jugend-Alter-Relation der Bevölkerung bei 66. Heißt: Auf 100 Personen über 55 Jahren, folgen nur noch 66 Personen unter 25 Jahren nach.
Es ist erfreulich, dass die duale Ausbildung für viele junge Menschen, die auf den Arbeitsmarkt nachrücken, attraktiv ist. Von 100 Schülerinnen und Schülern entscheiden sich in Nordrhein-Westfalen fast 47 nach Abschluss der Klasse 10 für eine berufliche Ausbildung. Zwei Drittel von ihnen im dualen System. Eine solide Ausbildung ist noch immer die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Zudem gibt es hervorragende Weiterentwicklungs- und Aufstiegschancen. Der Ausbildungsmarkt bietet vielfältige Möglichkeiten mit guten Arbeitsplätzen, attraktiven Verdienstmöglichkeiten und verantwortungsvollen Tätigkeiten.
Im letzten Jahr hätten rund 43 Prozent der jungen Leute, die einen Lehrvertrag unterschrieben haben, mit ihrem Schulabschluss auch studieren können. Im Jahr 2011 lag der Anteil von Personen, die einen Ausbildungsvertrag mit der schulischen Vorbildung „Abitur/Hochschulzugangsberechtigung“ abgeschlossen haben noch bei 32,5 Prozent. Zudem haben im Jahr 2021 erstmals seit vielen Jahren wieder mehr junge Menschen in Nordrhein-Westfalen eine duale Ausbildung aufgenommen als ein Studium. Auch die vorläufigen Zahlen für 2022 bestätigen den Trend.
Aus Sicht der Unternehmen ist die berufliche Ausbildung essenziell für die Fachkräftegewinnung und Fachkräftesicherung. Viele von ihnen sind bereit, in die Fachkräfte der Zukunft zu investieren. Beruflich ausgebildete Fachkräfte leisten auch zahlenmäßig den größten Beitrag dazu, dass es genügend Menschen gibt, die die Älteren in unserer Bevölkerung pflegen, die dringend benötigten Wohnraum bauen oder die notwendige Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge schaffen.
Die Landesregierung hat die Fachkräfteoffensive NRW ins Leben gerufen. Ein wesentliches Ziel dabei ist, Nordrhein-Westfalen zum Berufsbildungsland Nummer Eins zu machen. Dafür schaffen wir neue Angebote und verbessern die bereits vorhandenen.
In den meisten Regionen des Landes gibt es inzwischen mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber. Diese guten Chancen wollen wir nutzen, um die berufliche Ausbildung zu stärken und Warteschleifen bei der Besetzung von Ausbildungsstellen abzubauen. Wir wollen allen Ausbildungsinteressierten ein Angebot hin zu einer - vorrangig betrieblichen - Ausbildung machen.
So haben wir zum 1. Juli 2023 das landesweite Programm „Ausbildungswege NRW“ gestartet. Mithilfe dieses Programms werden unversorgte Ausbildungsinteressierte auf ihrem individuellen Weg zur Ausbildung von qualifizierten Fachkräften bei Bildungsträgern begleitet und unterstützt. Dort, wo Ausbildungsplätze fehlen, fördern wir mit dem Programm „Ausbildungswege NRW“ zusätzliche Ausbildungsstellen für diese jungen Menschen. Und dort, wo Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, verbessern wir das Matching zwischen Ausbildungsangebot und -nachfrage.
Wir werden auch die Infrastruktur der beruflichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen weiterentwickeln, damit Aus- und Weiterbildungen auf dem Stand der modernen Technik erfolgen.
Zudem haben wir Mitte des Jahres 2023 die Meisterprämie eingeführt und zahlen als Landesregierung jeder Handwerkerin und jedem Handwerker 2.500 Euro für eine erfolgreich abgelegte Meisterprüfung. Hierdurch setzen wir einen Anreiz für Qualifizierung.
Um die Attraktivität der Beruflichen Bildung weiter zu steigern, treten wir als Arbeitsministerium dafür ein, die Kooperation von Betrieben, Berufsschulen und Überbetrieblicher Berufsbildungsstätte zu intensivieren und zu unterstützen. In der studienintegrierenden Ausbildung (SIA NRW) wird das Lernen im Betrieb, im Berufskolleg und an der Hochschule dabei in neuer Form miteinander verknüpft und Leistungen gegenseitig anerkannt. Erst im späteren Verlauf entscheiden die Auszubildenden auf Basis ihrer bisherigen Erfahrungen, ob sie den Doppelabschluss (Studium und Beruf) wie im dualen Studium anstreben oder ausschließlich die Berufsausbildung beenden möchten. Bei dem „Zukunftscampus Berufliche Bildung“ besteht die Grundidee darin, lernortübergreifende Kooperationen in der beruflichen und akademischen Bildung zu entwickeln und umzusetzen. An einem gemeinsamen Campus-Ort sollen Auszubildende und gegebenenfalls auch Studierende an gemeinsamen oder gegenseitig geöffneten Bildungsangeboten teilnehmen können.
Außerdem soll die überlokale und überregionale Mobilität von Jugendlichen in Ausbildung gefördert werden. Dazu gehört auch bezahlbarer Wohnraum („Azubi-Wohnen“) und Öffentlicher Personennahverkehr („Azubi-Ticket“).
Klar ist aber: Die Bekämpfung des Fachkräftemangels und die Stärkung der beruflichen Ausbildung ist nicht allein Aufgabe der Politik. Hier müssen alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen und ihren Beitrag leisten.
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