Der Pakt für Informatik
Eine App programmieren, digitale Fertigungsmethoden oder der Einsatz von Virtual Reality: Im Pakt für Informatik arbeiten Unternehmen und Schulen außerhalb des Unterrichts praxisnah zusammen, um Schülerinnen und Schülern die Grundkenntnisse zu Algorithmen und Programmierung näherzubringen.
[Schule NRW 06-21]
In NRW fehlen rund 86.000 IT-Fachkräfte sowohl in der Wirtschaft als auch in Wissenschaft, in Schule und Verwaltung. Das ist ein Grund, warum Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer und Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart den Pakt für Informatik ins Leben gerufen haben. Ziel der Landesregierung ist, dass künftig keine Schülerin und kein Schüler die Schule ohne informatisches Basiswissen und Grundkenntnisse im Programmieren verlässt. Daher wird ab dem kommenden Schuljahr Informatik als Pflichtfach für die Klassen 5 und 6 eingeführt. Außerschulisch flankiert der Pakt für Informatik diese Aktivitäten durch unterschiedliche Maßnahmen.
Jungen Menschen Fachkenntnisse zu vermitteln, ihr Interesse an der Informatik zu wecken und sie so auch für die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten, all dies soll in fünf Pilotprojekten in Kooperation mit zdi-Netzwerken mit verschiedenen Ansätzen erprobt werden. Was planen die verschiedenen Projekte in Kamp-Lintfort, Köln, Südwestfalen, Bottrop/Oberhausen und Gütersloh und was ist seit Projektstart im Sommer 2020 schon erreicht worden? Ein Überblick.
Fünf Projekte – fünf verschiedene Ansätze
Obwohl sie alle dasselbe Ziel verfolgen und dieselben Rahmenbedingungen in Form einer auf zwei Jahre angelegten Förderung von insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung haben, sind die Pilotprojekte in Kamp-Lintfort, Köln, Bottrop/Oberhausen, Gütersloh und Südwestfalen sehr unterschiedlich angelegt.
Kamp-Lintfort: FabStore - Online-Börse für Open-Source-Produkte
Unternehmen, Schulen und Jugendliche sollen in diesem Projekt langfristig auf einer Online-Plattform zusammengebracht werden, auf der Open-Source-Produkte zum Nachbau angeboten werden. „Wir sind erstaunt, wie viel wir schon geschafft haben trotz der widrigen Bedingungen durch Corona“, sagt Projektleiter Martin Kreymann. So konnten schon zahlreiche Formate angeboten und getestet werden: Schüler-Workshops unter Beteiligung der Unternehmenspartner simac electronics GmbH und PTC, Lehrkräftefortbildungen und Austauschrunden – all das hat bereits gezeigt, wie groß das Interesse der Wirtschaft, aber auch der jungen Menschen an einer Zusammenarbeit ist. „Wenn wir tatsächlich einen aktiven Austausch von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Unternehmen in einer Online-Börse erreichen, dann wäre das Projekt ein voller Erfolg,“ sagt Kreymann. Er sieht in dem Projekt viele Vorteile und Anknüpfungspunkte zu anderen Landesvorhaben. So würden die geplanten Kurse in den Medienkompetenzrahmen passen – und Anschaffungen von Geräten könnten über den Digitalpakt Schule beantragt werden.
Kontakt: Martin Kreymann, Tel.: 02842-90825271
Köln: DigiGeeksCGN
Das zdi-Zentrum Köln baut in diesem Projekt das bestehende Partner-Netzwerk im MINT-Bereich in Richtung Informatik weiter aus und intensiviert den aktiven Austausch zwischen regionalen Schulen, der Wirtschaft (insbesondere Startups und kleine und mittlere Unternehmen) und dem Wissenschaftsbereich in Köln. Gemeinsam sollen außerunterrichtliche „Digi“-Angebote und -Formate (Online, Präsenz, blended-learning) entwickelt und durchgeführt werden, um speziell die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Bereich „Programmierung und Algorithmen“ realitätsnah zu fördern und digitales Know-How zu vermitteln. Hier lernen Jugendliche anhand verschiedener Programmiersprachen die Grundsätze der Softwareentwicklung: Sie lösen mit einem selbstprogrammierten Roboter Aufgaben, konzipieren und programmieren im Team eine Chat-App z.B. gegen Vereinsamung in Corona-Zeiten oder programmieren ihre eigene Virtual Reality-Anwendung. Expertinnen und Experten aus der IT-Branche geben ehrenamtlich Einblicke in ihren Berufsalltag und entwickeln gemeinsam mit den Jugendlichen Praxislösungen für konkrete Fragestellungen.
Kontakt: Simone Rehage, Tel.: 0211-990829 222
Südwestfalen: MI(N)T IT in die Zukunft – DigITal für SWF
„In unserem Projekt sollen außerschulische digitale Grundlagen anhand praxisorientierter industrienaher Anwendungsbeispiele vermittelt und praktische Anwendungsfelder im betrieblichen Alltag erkundet werden“, erklärt Kerstin Thiel. Derzeit entwickelt sie gemeinsam mit Lehrkräften, IT-Experten aus Unternehmen und der Fachhochschule Südwestfalen Lernangebote, die ab dem Schuljahr 2021/22 an den außerschulischen Lernorten der Region, dem Technikzentrum Südwestfalen in Lüdenscheid und dem neuen Technikzentrum in Hagen besucht werden können. Ergänzt werden diese Präsenzveranstaltungen um digitale und hybride Formate. Schülerinnen und Schüler bauen beispielsweise eine CO2-Ampel und programmieren eine mobile App, über die dann die Daten ausgewertet werden können. Um eine möglichst passgenaue Entwicklung der Lernangebote an die Anforderungen der Region herstellen zu können wurde eine digitale Befragung durchgeführt. So konnte erfasst werden, welche digitalen Kompetenzen Schülerinnen und Schüler mitbringen und welche Kompetenzen Unternehmen von ihrem potenziellen Fachkräftenachwuchs erwarten. Die Stärkung von Programmierkenntnissen, des Verständnisses für digitale Unternehmensprozesse, aber auch von Basiskenntnissen im Bereich von IT-Grundlagen wird dann passgenau über die noch zu entwickelnden Angebote erfolgen.
Kontakt: Kerstin Thiel, Tel.: 0162-211 1455
Bottrop/Oberhausen: Digital4u – Finde deinen Traumberuf!
Digital4u weckt durch praktische Mitmachangebote die Begeisterung junger Menschen für die digitalisierte Arbeitswelt. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft bekommen Schülerinnen und Schüler über Apps, programmierbare Roboter oder Mikrocontroller Einblicke in unterschiedliche Anwendungsfelder wie Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Energieinformatik oder Softwareentwicklung. „Praktische Beispiele werden als Vehikel genutzt, um Interesse an dem Erlernen der Programmierung zu wecken sowie zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Informatik beizutragen,“ so Prof. Dr. Uwe Handmann, Institutsleiter Informatik der Hochschule Ruhr West und wissenschaftlicher Leiter der zdi-Zentren Bottrop & Oberhausen. In einem Projekt beispielsweise programmieren die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe einer Blockprogrammiersprache Muster, die im Nachgang auf eine Stickmaschine übertragen und ausgestickt werden. Ebenfalls werden Webseiten programmiert und Java-Einsteiger- & Fortgeschrittenen-Kurse angeboten. Schülerinnen und Schüler sollen so die Systematik hinter dem Coding verstehen und ein Verständnis dafür entwickeln, wie ein Computer „denkt“, spricht und arbeitet, um so praxisnahe Digitalisierungskompetenz aufzubauen.
Kontakt: Insa Larson, Tel. 0208-8825 4163; Katharina Schwermer, Tel. 0208-8825 4890
Gütersloh: Bedarfsorientierte Entwicklung von Angeboten
Auch im Kreis Gütersloh steht die Einbindung von Jugendlichen und Unternehmen im Fokus der Angebotsentwicklung. „Es gibt noch kein vorgegebenes Projekt-Köfferchen, sondern wir entwickeln bedarfsorientiert mit den Schulen und Betrieben Maßnahmen“, sagt Miriam Kröger. „Wir wollen unterschiedliche Schülerzielgruppen erreichen. Angefangen bei der Klasse 5, in der ab dem Schuljahr 2021/22 Informatik Pflichtfach ist, über die Wahlpflichtfächer bis zur Oberstufe.“ Am Ende sollen die Kurse weitergeführt und langfristig etabliert werden, die am besten angenommen werden. „Unsere größte Herausforderung ist derzeit, Online- oder Hybrid-Formate zu entwickeln“ So Miriam Kröger. Unter Einbindung der regionalen Schülerlabore, bestehender Kooperationsbetriebe, aber auch neuer Lernorte wie Bibliotheken sollen neue Formate und Angebote entstehen und Bewährtes ausgerollt werden. Als Partner kommen aufgrund des inhaltlich offenen Ansatzes (fast) fast alle Unternehmungen in Frage: Seien es Großunternehmen, kleine IT-Firmen oder Menschen, die selbst einfach Interesse an der Informatik haben – jede und jeder ist willkommen. Wichtig ist es für Miriam Kröger, eine langfristige Etablierung der Formate sicherzustellen. Daher denkt sie schon heute über die erste Projektphase hinaus und sucht nach Fördermöglichkeiten, entwickelt die Projekte nah an den Kernlehrplänen und versucht, junge Menschen schon heute als IT-Dozentinnen und -Dozenten einzusetzen, um sie so auch bei ihrer eigenen beruflichen Orientierung zu unterstützen.
Kontakt: Miriam Kröger, Tel. 05241-8510 85
Hintergrund: Die landesweiten Partner
Im Pakt für Informatik arbeiten Schul- und Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der IHK NRW, unternehmer.nrw, dem Branchenverband Bitkom und der Landesinitiative Zukunft durch Innovation (zdi.NRW) unter Federführung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW daran, die Lernprozesse der Kinder und Jugendlichen ab Sekundarstufe I in den Bereichen Informatik und Digitalisierung durch starken Praxis- und Anwendungsbezug zu unterstützen. Grundlage der außerschulischen Bildungsmaßnahme sind Elemente informatischer Grundbildung aus dem Medienkompetenzrahmen NRW des Schulministeriums.
Autorin: Kerstin Helmerdig, zdi.NRW
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