Am 13. März 2020 traf die Landesregierung eine zentrale Entscheidung: Um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, wurde der Schulbetrieb in Nordrhein-Westfalen zum 16. März 2020 eingestellt. Damit gingen für alle am Schulleben Beteiligten weitreichende Konsequenzen einher. Davon war auch die Offene Ganztagsschule Gottfried Kinkel aus Bonn betroffen. Schulleiter Christian Eberhard gab der Redaktion von Schule NRW einen Einblick, wie die GGS die letzten Wochen erlebt hat.
Vier Schwerpunkte für den Schulalltag in außergewöhnlichen Zeiten
Auf Grundlage des bisherigen Bildungsverständnisses und Ganztagsschulkonzeptes waren für Eberhard und sein Kollegium vier Schwerpunkte in dieser besonderen Situation entscheidend:
- „Wir halten Kontakt untereinander (Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte), mit den Eltern und vor allem mit den Kindern und gewährleisten damit weiterhin ein beziehungsreiches Lernen.“
- „Wir nehmen allen Beteiligten den Leistungsdruck und bieten offene Lernangebote passend zu den verschiedenen Bildungsbereichen der Bildungsgrundsätze des Landes NRW und zu den Vorgaben des Schulministeriums.“
- „Wir führen das selbständige Lernen der Kinder fort und lassen sie an der Entwicklung eigener kreativer Aufgaben für diese Zeit zu Hause partizipieren.“
- „Als Schulgemeinschaft treffen wir Maßnahmen für Kinder in belastenden familiären Situationen, damit für sie diese Zeit möglichst nicht zum Nachteil wird.“
Die Schule setzt sich das Ziel, individuelles, beziehungs- und handlungsorientiertes Lernen auf die neue herausfordernde Situation zu übertragen. Lösungen werden in den bestehenden Möglichkeiten der Digitalisierung gefunden. So verschicken die Klassen regelmäßig eine Klassenpost per Mail. Damit können die Schülerinnen und Schüler ihre Lernerfahrungen und Erlebnisse in Geschichten, Ideen, Lernprodukten und Bildern mitteilen. Hinzu kommen virtuelle Morgenkreise im Klassenverbund, die mit bekannten Abläufen auch von den Kindern geleitet werden. Regelmäßig führen einige Lehrkräfte virtuelle Vorlesestunden am Nachmittag durch. Damit erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Tagesstruktur.
Maßnahmen zur Chancengerechtigkeit
Reguläre Lerngespräche mit einzelnen Kindern und mit Kleingruppen zur Lernberatung erfolgen telefonisch, per Videoanruf oder via Mail. Dabei verfestigten sich das Vertrauen und die Beziehung aller Beteiligten – Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler. Da nicht alle Kinder über die notwendigen digitalen Endgeräte verfügen, werden bspw. Tablets untereinander ausgeliehen. Schulleiter Eberhard betont: „Sicher haben wir keine Chancengleichheit erreicht, aber doch viele Maßnahmen zur Chancengerechtigkeit ergriffen und dafür in der Schulgemeinschaft erfolgreich sensibilisiert.“ Es entstehen kreative digitale Produkte wie Erklärvideos, Trickfilme und eigene Sportclips.
Ein entscheidender Faktor ist die Verbundenheit im Kollegium. „Wir schaffen diese neue Herausforderung trotz vieler Ungewissheiten. Dafür ist im Leitungshandeln ein Zusammenhalten und Steuern wichtig“, so der Schulleiter. In gemeinsamen Videokonferenzen wurden einheitliche Vorgehensweisen besprochen. Das Kollegium traf sich in virtuellen Meetings zu Fortbildungen im Bereich Medienkompetenzrahmen NRW. Eberhard fügt hinzu: „Die wichtigste Erkenntnis ist sicher, dass analoges und digitales Lernen keine Gegensätze sind, sondern wir beides für das beziehungsreiche und handlungsorientierte Lernen brauchen und einen sinnvollen Einsatz digitaler Medien im Blick behalten müssen.“
Das Verstehen der jeweiligen Situation aller Beteiligten war das neue Lernen und wird nachhaltig wirken. Eindrücke der OGS Gottfried Kinkel finden Sie hier.
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