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Einsatzmöglichkeiten von KI beim formativen Feedback

In einem Klassenraum lernen und arbeiten Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Arten miteinander oder für sich.

Einsatzmöglichkeiten von KI beim formativen Feedback

Wie kann textgenerierende KI dazu beitragen, formative Feedbackprozesse im Schulunterricht effektiver zu gestalten? KI kann Lehrkräfte entlasten und den individuellen Lernprozess der Schülerinnen und Schüler durch personalisierte Rückmeldungen unterstützen.

[Schule NRW 07/08-24]

Laut KMK-Ergänzungspapier ergibt sich mit der Weiterentwicklung des Lehrens und Lernens in der digitalen Welt auch die Notwendigkeit, Leistungsüberprüfungsformen fortzuschreiben und um die Bereiche zu ergänzen, die bislang noch nicht hinreichend bzw. gar nicht abgebildet sind. Insbesondere angesichts der rasanten Entwicklungen im Bereich generativer KI muss eine Überprüfung von Lernleistungen perspektivisch stärker auf den Arbeitsprozess fokussieren.

Sowohl das Schulgesetz NRW als auch die Richtlinien und (Kern-)Lehrpläne stellen die Relevanz von Lernprozessbegleitung heraus. Darüber hinaus wird formatives Feedback auch im Impulspapier II als ein zentraler Impuls für die zukunftsgerichtete Gestaltung von Unterricht angesehen. Formatives Feedback ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, ihre eigenen Lernprozesse kritisch zu reflektieren und sollte integraler Bestandteil des Lernprozesses sowie der prozessbezogenen Leistungsüberprüfung im Rahmen der prüfungsrechtlichen Vorgaben sein.

Im Weiteren sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie textgenerierende KI von Lehrkräften zur Gestaltung formativen Feedbacks gewinnbringend eingesetzt werden kann. 

 

Formatives Feedback: ein Überblick

Käfer, Herbein und Fauth verweisen in ihren Überlegungen zum formativen Feedback im Unterricht auf die  Übersichtsstudie von Hattie und Timperley . Demnach „ist Feedback vor allem dann effektiv, wenn es Lernende über

  • ihren aktuellen Lernstand („How am I going?“),
  • das angestrebte Lernziel („Where am I going?“) und
  • die nächsten Schritte zum Lernziel („Where to next?“) informiert.“

Formatives Feedback zielt darauf ab, den Lernprozess zu unterstützen, indem die Schülerinnen und Schüler Informationen zu ihrem Leistungsstand und zu ihrem Lernprozess sowie konkrete Hinweise zur Weiterarbeit erhalten. Im Gegensatz zum summativen Feedback am Ende eines Lernprozesses ist das formative Feedback ein integraler Bestandteil des Lernprozesses. Der Fokus des formativen Feedbacks liegt somit auf der kontinuierlichen Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler. 

 

Wie können Lehrkräfte textgenerierende KI für ein formatives Feedback nutzen? 

Bei der systematischen Einbindung von Überlegungen zum formativen Feedback im Rahmen der Unterrichtsplanung kann textgenerierende KI an verschiedenen Stellen zum Einsatz kommen. Bei all den Potenzialen zur Unterstützung und Entlastung von Lehrkräften darf allerdings nicht vergessen werden, dass Lehrkräfte die Ausgaben generativer KI immer fachlich-inhaltlich im gesamten Unterrichtskontext prüfen müssen: Sind die Ergebnisse fachlich korrekt? Sind sie zielgerichtet und spezifisch? Sind sie für die Zielgruppe geeignet? Unter Umständen müssen Ausgaben generativer KI zunächst von der Lehrkraft überarbeitet werden, bevor sie zum Einsatz kommen.

 

Möglichkeit 1: 

Mit Hilfe eines Einschätzungsbogens zu zielgruppengerecht formulierten Kompetenzerwartungen können sich Schülerinnen und Schüler zum einen kontinuierlich selbst einschätzen und darüber mit der Lehrkraft ins Gespräch kommen. Zum anderen kann ein solcher Einschätzungsbogen als Grundlage für ein kriteriengeleitetes Feedbackgespräch dienen. Werden den Schülerinnen und Schülern zu den Kriterien entsprechende Hinweise für die Weiterarbeit angeboten, können sie aus diesem Angebot selbstständig oder angeleitet für sie geeignete Maßnahmen auswählen. 

Einsatz der textgenerierenden KI:

  • Erstellung der Kriterien: Die Lehrkraft skizziert das geplante Unterrichtsvorhaben und die angestrebten Kompetenzerwartungen. Alternativ kann auch eine Datei hochgeladen werden, aus der die Überlegungen hervorgehen, zum Beispiel Ausführungen aus dem schulinternen Lehrplan. Die KI wird aufgefordert, in für Schülerinnen und Schüler verständlicher Sprache an sie gestellte Erwartungen für einen Reflexionsbogen zu formulieren. Ggf. gibt die Lehrkraft die Form des Bogens vor (beispielsweise tabellarisch).
  • Erstellung von Hilfestellungen: Nach der Prüfung und ggf. Korrektur der Kriterien durch die Lehrkraft kann diese die KI auffordern, zu den einzelnen Kriterien Hilfestellungen zur Behebung von Schwierigkeiten zu formulieren. 
  • Erstellung von Beispielen: Für eine weitere Veranschaulichung kann die KI dazu aufgefordert werden, zu den formulierten Hilfestellungen Beispiele, etwa exemplarische Aufgaben, zu formulieren. Im Fach Mathematik kann es sich beispielsweise um exemplarische Aufgaben handeln. 

 

Möglichkeit 2: 

Ein wesentlicher Vorteil des Einsatzes von KI beim formativen Feedback ist, dass sie große Datenmengen schnell und präzise verarbeiten kann. Mit Hilfe von KI kann eine Lehrkraft daher zum Beispiel digitale Texte (ohne personenbeziehbare Daten) der Schülerinnen und Schüler kriteriengeleitet analysieren lassen. Auf der Basis des Analyseergebnisses kann eine Rückmeldung generiert werden, in der die Stärken und Schwächen sowie Hinweise für die weitere Arbeit aufgezeigt werden.

Einsatz der textgenerierenden KI:

  • Analyse der Texte: Die KI analysiert den von der Lehrkraft eingestellten digitalen Text der Schülerin bzw. des Schülers nach vorgegebenen Kriterien, beispielsweise inhaltliche Kohärenz, Rechtschreibung, Grammatik und Stil.
  • Erstellung eines Feedback-Berichts: Basierend auf der Analyse kann die KI aufgefordert werden, einen Bericht für die Schülerin bzw. den Schüler zu generieren, der Stärken und Schwächen des Textes aufzeigt – beispielsweise in Form eines Briefes. Dabei kann die KI dazu aufgefordert werden, das angegebene Lernniveau zu berücksichtigen und übermäßige Komplexität zu vermeiden.
  • Personalisierte Lernvorschläge: Die KI kann aufgefordert werden, konkrete Empfehlungen zu formulieren, wie der Text verbessert werden kann und welche weiterführenden Übungen ratsam sind. 

Diese ersten Ideen skizzieren Möglichkeiten, wie eine Ko-Konstruktion zwischen textgenerierender KI und Lehrkraft aussehen kann. Es sind weitere kreative Wege denkbar, das Potenzial textgenerierender KI auszuschöpfen.

 

Ausblick

Der Einsatz textgenerierender KI im Rahmen eines formativen Feedbacks entlastet Lehrkräfte und kann eine individuelle lernprozessbegleitende Unterstützung aller Schülerinnen und Schüler einer Lerngruppe begünstigen. Die Bewertung von Lernleistungen muss letztlich in der Verantwortung der Lehrkraft bleiben.

 

Autorinnen: Stephanie Bräunig, Ministerium für Schule und Bildung NRW; Stephanie Holberg, Qualitäts- und Unterstützungsagentur – Landesinstitut für Schule NRW