Familiengrundschulzentren in NRW – nach zweijähriger Projektlaufzeit wird ausgebaut
Niedrigschwellige Angebote im Sozialraum, um die Schule zu öffnen: Das bieten die Familiengrundschulzentren in NRW. Ihr Erfolg zeigt sich nicht zuletzt darin, dass nun fünf weitere Kommunen einsteigen und Familiengrundschulzentren einrichten.
[Schule NRW 10-23]
Familiengrundschulzentren (FGZ) knüpfen an das Erfolgsmodell der Familienzentren an Kitas an, indem sich offene Ganztagsgrundschulen zu zentralen Anlaufstellen für Familien im Quartier entwickeln. Sie bündeln Begegnungs-, Beratungs- und Bildungsangebote am Schulstandort und ermöglichen den Zugang zu niedrigschwelligen, adressatengerechten und wohnortnahen Angeboten. Durch die Öffnung der Schule in den Sozialraum und eine Intensivierung der Beziehungsarbeit mit Eltern wird die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus vertieft und ausgebaut.
Neue Familiengrundschulzentren werden eingerichtet
Seit dem Schuljahr 2021/2022 werden in Nordrhein-Westfalen über das Ministerium für Schule und Bildung (MSB) 40 Familiengrundschulzentren in 12 Kommunen im Ruhrgebiet gefördert. Deren erfolgreiche Implementierung in die kommunalen Präventions- und Bildungsketten führt nun zu einem weiteren Aufwuchs in die Fläche. Im Rahmen der vom MSB veröffentlichten erweiterten Förderrichtlinie werden ab diesem Schuljahr zusätzlich in fünf Kommunen aus den Regierungsbezirken Detmold und Köln FGZs über die MSB-Förderung aufgebaut, so dass im Schuljahr 2023/2024 in NRW insgesamt 54 Familiengrundschulzentren in Förderung des MSB arbeiten können.
Zusätzlich werden aktuell in 21 Kommunen in Nordrhein-Westfalen weitere Familiengrundschulzentren über das Programm „kinderstark – NRW schafft Chancen“ im Rahmen der Förderung kommunaler Präventionsketten vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration finanziert.
Die neuen FGZ-Standorte können ab diesem Schuljahr bereits an einen breiten Erfahrungsschatz der bestehenden Standorte anknüpfen. Im Rahmen einer von der Koordinierungsstelle Familiengrundschulzentren des Instituts für soziale Arbeit e.V. (ISA) initiierten Netzwerkveranstaltung vor den Sommerferien wurden Gelingensbedingungen und Stolpersteine im Auf- und Ausbau von FGZs diskutiert. Dabei wurde deutlich, wie viel Entwicklungsarbeit seit Beginn der Förderung durch das MSB bereits geleistet wurde. Die bislang vom MSB geförderten zwölf Kommunen haben in dieser Zeit fachliche Konzepte entwickelt und kontinuierlich weiterentwickelt. Nicht zuletzt wird das an den entstandenen kommunalen Rahmenkonzepten für Familiengrundschulzentren deutlich, die in einigen Kommunen entwickelt wurden, um die einzelnen Bereiche der Arbeit zu vergegenwärtigen, diese an objektiven Kriterien auszurichten und so die Qualität der Arbeit auszuweisen.
Breites Angebot der Familiengrundschulzentren
An den 40 FGZ-Standorten wurde eine Vielzahl an Angebotsformaten erprobt, Elterncafés weiterentwickelt und zum Beispiel Sprachkurse etabliert. Dabei ist die Zusammenarbeit der Akteure und die enge Verzahnung mit der OGS ein zentrales Gestaltungsmerkmal.
Die Beziehungsarbeit konnte intensiviert und ein vielfältiges und bedarfsgerechtes Angebot für und mit Eltern entwickelt werden. Nach nur zweijähriger Projektlaufzeit wird der Mehrwert des Konzepts „Familiengrundschulzentren“ deutlich. So berichtete eine FGZ-Leitung im Rahmen der Netzwerktagung: „Es braucht seine Zeit, bis sich FGZs etablieren, im Stadtteil und bei der Elternschaft bekannt werden und auch dafür, sich über die standortbezogenen Bedarfe bewusst zu werden. Ist diese Anfangszeit ‚überstanden‘ und die Beziehungsarbeit intensiv vorangetrieben worden, entwickeln sich aber gute Projekte und Angebote, die angenommen und zum Teil von engagierten Eltern und Menschen aus dem Sozialraum in Eigenregie weitergeführt werden.“ Darüber hinaus wurde betont, wie wichtig es bei der Konzeptionierung von Angeboten und Aktionen sei, diese partizipativ mit und nicht „nur“ für Eltern zu planen. Familien sind Expert*innen für sich und ihre Kinder und wissen daher am besten, welche Unterstützung sie benötigen. Immer wieder genau hinzuhören, von Tür-und-Angel Gesprächen bis hin zu konkreten Bedarfsabfragen, brauche Zeit. Es sei wichtig, sich diese zu nehmen. Schulleitungen und Lehrkräfte berichten ebenfalls von den Chancen der Familiengrundschulzentren. Großes Potenzial wird darin gesehen, dass durch die stärkere Öffnung von Schule für die Belange von Eltern sowie in deren Lebenswelt und den Sozialraum, Schule insgesamt nahbarer wird. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Eltern aus, sondern baut ebenfalls Barrieren für Elternmitwirkung ab. Durch Familiengrundschulzentren werden Orte der Begegnung geschaffen, sodass wechselseitige Vorbehalte abgebaut werden können.
Dass das Konzept nun weiter in die Fläche geht und damit noch mehr Familien und Schulstandorte davon profitieren können, ist als Erfolg zu verbuchen. Die Koordinierungsstelle Familiengrundschulzentren beim ISA e.V. begleitet und unterstützt die Kommunen und neuen Standorte im Aufbau und stärkt die interkommunale Vernetzung. Das ‚Voneinander lernen‘ soll dabei weiter vorangebracht werden. Den Auftakt für die Zusammenarbeit der „alten“ und „neuen“ Familiengrundschulzentren bildet eine Kick-Off Veranstaltung für die Akteure am 18. Oktober 2023 in Gelsenkirchen.
Das Institut für soziale Arbeit e.V.
Das Institut für soziale Arbeit e.V. in Münster unterstützt und begleitet seit 2021 im Auftrag des MSB als Träger der ‚Koordinierungsstelle Familiengrundschulzentren‘ den Implementierungsprozess von Familiengrundschulzentren in den MSB-geförderten Kommunen. Ziele der Beratung und Begleitung sind unter anderem:
- Unterstützung der kommunalen FGZ-Koordinierungen durch Fachbegleitung und Konzeptentwicklung
- Moderation und Steuerung des interkommunalen Austauschs im Rahmen von Netzwerktreffen und Qualitätsdialoge
- Öffentlichkeitsarbeit und Bereitstellung von Informationsmaterialien
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