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Naima ist schockiert: Wie kann es sein, dass Prof. Pohl sie mit so einem rassistischen Unterton bloßstellt?

Filmtipp von FILM+SCHULE NRW: Contra

Die Jurastudentin Naima und ihr Professor Pohl treffen aufeinander – zwei Figuren mit sehr unterschiedlichen persönlichen Hintergründen und Wertvorstellungen. Wie sie sich trotzdem annähern, erzählt der Film „Contra“.

[Schule NRW 09-24]

Fünf Minuten zu spät und schon unten durch – Naima Hamid hat sich den Start in das lange ersehnte Jurastudium ganz anders vorgestellt. Das interessiert Uni-Professor Richard Pohl, in dessen Vorlesung die junge Studentin reingeplatzt ist, allerdings herzlich wenig. Mit den Worten "In meinem Kulturkreis bedeutet Pünktlichkeit noch etwas!“ weist er sie deutlich zurecht und wählt dabei nicht nur einen herablassenden Ton, sondern lässt in seiner Aussage auch noch rassistische Vorurteile mitschwingen. Ihre Zerknirschung lässt erst nach, als sie die Chance zur Teilnahme an einem renommierten bundesweiten Uni-Debattierwettbewerb erhält. 

Kurz darauf macht eine Videoaufzeichnung von Pohls verbalen Entgleisungen die Runde und der Disziplinarausschuss der Uni lädt ihn vor. Jetzt steht Pohl unter Druck. Um zu beweisen, dass er kein Rassist ist, erklärt Pohl sich bereit, Naima in Vorbereitung auf den Wettbewerb zu unterstützen. Anfangs herrscht eine sehr angespannte Stimmung, doch mit der Zeit lernen die beiden sich besser kennen und schätzen. Mit Pohls Unterstützung schafft Naima es tatsächlich ins Finale des Debattier-Wettbewerbs. Doch kurz vor Beginn der letzten Debatte erfährt Naima, dass Pohl ihr nur geholfen hat, um dies beim Untersuchungsausschuss positiv anzubringen. Wird Naima trotzdem antreten? Und was wird aus Richard Pohl?

Die Komödie „Contra“ basiert auf einer französischsprachigen Filmvorlage aus dem Jahr 2017 mit dem Titel „Die brillante Mademoiselle Neïla“, die in Paris spielt. Regisseur Sönke Wortmann verlagert die deutsche Adaption der sozialkritischen Erzählung nicht wie so oft nach Berlin, sondern stattdessen in die pulsierende Finanzmetropole Frankfurt am Main. 

Die Figurenzeichnung des Films kommt recht stereotyp daher. Naima und ihre Familie leben im Plattenbau, kämpfen mit prekären finanziellen Verhältnissen und der drohenden Abschiebung, sofern das Einkommen nicht reicht, um sich über Wasser zu halten. Pohl hingegen wird als gebildeter, gut betuchter, alter, weißer Mann mit gebrochenem Herzen dargestellt – seine Frau und seine Tochter verstarben bei einem Unfall, er gibt sich die Schuld dafür. Diese plakative Darstellung der Figuren lässt sich jedoch durch eine gezielte Besprechung passender Schlüsselszenen gut aufarbeiten und kritisch reflektieren.

Dies gilt ebenso für die im Film angelegte Rollenkonstellation. Die Rolle Professor Pohls als „weißem Retter“ kann zum Anlass genommen werden, um über Machtstrukturen und Privilegien in der Gesellschaft sowie die Funktion von „Wohlfühlnarrationen“ für die Mehrheitsgesellschaft zu diskutieren. Dieses Erzählmuster (filmwissenschaftlich unter „White-Savior-Trope“ bekannt) wird in „Contra“ einerseits reproduziert, andererseits aber auch gezielt durchbrochen, denn Naima wird nicht als passiv und Hilfe suchend, sondern als aktive, autonom handelnde Hauptprotagonistin inszeniert, die ihrerseits Pohl dabei helfen kann, aus seiner Lebenskrise herauszukommen. 

Der Film eignet sich für den Einsatz ab der 9. Klasse insbesondere in den Fächern Deutsch, Politik und Religion sowie Praktische Philosophie/Philosophie. FILM+SCHULE NRW empfiehlt die Arbeit mit „Contra“ im Rahmen des Labels Ausgezeichnet! und stellt den Film als Download und Stream über die Bildungsmediathek NRW zur Verfügung.

 

Mehr Informationen zum Film „Contra“ und zu den Materialien finden Sie unter: https://www.filmundschule.nrw.de/ausgezeichnet/contra

 

„Contra – Plädoyer für Naima“ – Der Moodle-Kurs zum Film

In Kooperation mit FILM+SCHULE NRW bietet die QUA-LiS NRW für den Film „Contra“ kostenloses Begleitmaterial für den Unterricht in Form eines Moodle-Kurses für das Logineo NRW LMS an. Der Musterkurs hält eine große Vielfalt an themenbezogenen Aufgabenstellungen wie auch an Arbeitsaufträgen mit dem Fokus auf filmsprachliche Aspekte bereit. Mit enthalten sind digitale Arbeitsblätter, die mit der App TabulaGo von FILM+SCHULE NRW bearbeitet werden können. Sie beinhalten Filmausschnitte und Filmstills, die mithilfe interaktiver Tools wie einer Filmstill-Kamera und Markierungswerkzeugen analysiert werden können.

Der Moodle-Kurs steht über die Bildungsmediathek NRW bereit und wird in zwei verschiedenen Versionen angeboten. Der Kurs für Schülerinnen und Schüler enthält alle Aufgabenstellungen und interaktiven Übungen sowie die nötigen Arbeitsmaterialien und Links zu externen Quellen:

„Contra – Plädoyer für Naima (Moodle-Kurs für Schüler*Innen)“

In der Version für Lehrkräfte gibt es darüber hinaus noch umfangreiche didaktische und technische Hinweise zum Kurs:

„Contra – Plädoyer für Naima (Moodle-Kurs für Lehrkräfte)“

 

Am 7. Oktober von 14 bis 16 Uhr geben die QUA-LiS NRW und FILM+SCHULE NRW in einer Online-Veranstaltung gemeinsam Einblicke in den Kurs. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch erforderlich. Interessierte können sich noch bis zum 4. Oktober anmelden unter: https://beteiligung.nrw.de/portal/qua-lis/beteiligung/themen/1006725