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Gelungene Leseförderung – ein Gemeinschaftsprojekt

Eine Mentorin übt mit einer Schülerin das Lesen.

Gelungene Leseförderung – ein Gemeinschaftsprojekt

Nicht nur die Lese- und Schreibkompetenz stärken, sondern auch das Selbstvertrauen: Der Kölner Verein MENTOR - Die Leselernhelfer bietet Schülerinnen und Schülern Einzellesestunden zur Leseförderung an.

[Schule NRW 04-25]

Amina liest ein kurzes Kapitel aus „Carlotta und das Walross“, mit dem Zeigefinger fährt die achtjährige Grundschülerin die Buchstaben entlang. Neben ihr sitzt ihre Lesementorin Claudia Sander, stellt Fragen zum Text und lobt sie ermutigend. Jede Woche treffen sich die beiden für eine Stunde in Aminas Schule.

Wie Claudia Sander sind in Nordrhein-Westfalen 6.000 ehrenamtliche Lesementorinnen und Lesementoren aktiv, sie begleiten 7.700 Kinder an mehr als 1.050 Schulen. Organisiert sind sie in 53 regionalen MENTOR-Vereinen, diese koordinieren die Zusammenarbeit mit den Schulen und bereiten die Ehrenamtler in Seminaren auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe vor. 

 

Stärkung von Lesekompetenz und Selbstvertrauen

Der Ausgangspunkt der Förderung liegt in den individuellen Interessen und Fähigkeiten der Kinder. Lesementorinnen und Lesementoren begleiten sie geduldig, bestärken sie durch Lob und Vertrauen und tragen dazu bei, ihre Lese- und Sprachkompetenz sowie ihr Selbstvertrauen nachhaltig zu stärken. 

Das erlebte auch Sude Kapcak, die im Alter von 12 Jahren aus der Türkei nach Köln kam. Drei Jahre lang traf sie sich mit ihrer Lesementorin Monika Becker, die sie mit Blick auf das Leseverstehen beim Spracherwerb unterstützte und sie ermutigte, ihr Abitur zu machen und sich für ein Stipendium zu bewerben. „Frau Becker hat mir erklärt, wie Wörter ausgesprochen werden und was sie bedeuten. So habe ich langsam ein Gefühl für die Sprache bekommen. Sie hat mir gesagt, ich sollte mich einfach trauen zu sprechen. Es kann ja nichts Schlimmes passieren. Ich habe es probiert, und es hat geklappt. Das war, als würde eine Tür aufgehen.“

 

Erfolgreiches Förderprinzip

MENTOR setzt auf das bewährte 1:1-Prinzip: Eine Lesementorin oder ein Lesementor fördert eine Schülerin bzw. einen Schüler langfristig, mindestens ein Jahr, in wöchentlichen Lesestunden. Die zentralen Säulen des MENTOR-Ansatzes sind:

  • Das 1:1-Prinzip
  • Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Lesementorin oder Lesementor und Kind (nach dem Prinzip Bildung durch Bindung)
  • Eine entspannte Lernatmosphäre, geprägt von Humor, Geduld und Lob

 

Die Praxis zeigt: Kinder profitieren enorm von der zusätzlichen individuellen Unterstützung. In einer Umfrage des Hamburger MENTOR-Vereins unter 526 Lehrkräften gaben 2018 fast alle an, dass sich die Vorlesefähigkeiten der Kinder verbessern. 90 Prozent berichteten von einem besseren Textverständnis, 9 von 10 Kindern entwickelten eine positivere Einstellung zum Lesen, und die Hälfte der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler beteiligten sich aktiver am Unterricht.

 

Kooperation: Schule – MENTOR

Die Lesestunden finden immer in Kooperation mit Schulen statt, vorwiegend mit Grundschulen. Für jede Schule gibt es eine Ansprechperson bei MENTOR, mit der eine koordinierende Lehrkraft zusammenarbeitet.

Die Lehrkräfte identifizieren Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf, holen das Einverständnis der Kinder und Erziehungsberechtigten ein. Außerdem stellt die Schule ruhige Räume, etwa die Bibliothek oder leere Klassen für die Lesestunden. Die weitere Organisation übernimmt der MENTOR-Verein.
Schulen, die mit Lesementorinnen und Lesementoren zusammenarbeiten möchten, können zu einem regionalen MENTOR-Verein in ihrer Nähe Kontakt aufnehmen. Online gibt es eine Übersicht aller Vereine und Kontaktpersonen: 
https://mentor-bundesverband.de/vereine/vereine-kontakte

MENTOR ist seit 2024 Bildungspartner des Ministeriums für Schule und Bildung NRW. Ziel der als Letter of Intent formulierten Partnerschaft ist es, auf das Angebot der Leseförderung von MENTOR aufmerksam zu machen, um mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen, mehr Lehrkräfte zu unterstützen und so Leseförderung über den Unterricht hinaus auszubauen... Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende des Bundesverbands, unterstreicht: „Um noch mehr junge Menschen zu erreichen, möchten wir unser Angebot in Präsenz an den Schulen aber auch mit Online-Lesestunden weiter ausbauen. Jede zusätzliche Lesestunde bedeutet eine Chance für ein Kind, seine Potenziale zu entfalten und bessere Zukunftsperspektiven zu entwickeln.“

 

Neues Angebot: MENTOR Online-Lesestunden

Die Online-Lesestunden fördert das Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF). Damit können noch mehr Kinder erreicht werden, selbst wenn Raum- oder Personalmangel an einer Schule besteht. Schulen, die Interesse an Online-Lesestunden haben, können sich beim MENTOR-Bundesverband melden. Die Vorteile:

  • Räumliche Flexibilität: Lesetandems treffen sich von überall aus.
  • Einfacher Personalschlüssel: Mit Headsets arbeiten mehrere Kinder in einem Schulraum.
  • Motivierende, digitale Lernmaterialien: interaktive Spiele, E-Books und Quizze fördern spielerisch das Lesen.
  • Sicherheit: Online-Lesestunden erfolgen über eine geprüfte Plattform (Software Moodle, Server in Deutschland).
  • Einfachheit: Die Online-Lesestunden können unkompliziert über ein frei verfügbares Videokonferenzsystem stattfinden.
  • Feste virtuelle Leseräume: Schülerinnen und Schüler erhalten einen dauerhaften Zugangslink.

 

Hohe Qualität der Leseförderung

Ob Online oder in Präsenz, die Qualifizierung der Lesementorinnen und Lesementoren hat bei MENTOR hohe Priorität. Andrea Pohlmann-Jochheim, 2. Vorsitzende des MENTOR-Bundesverbands, erklärt: „Wir sorgen für professionellen Wissenstransfer durch Tagungen, Seminare und eine digitale Lernplattform. Dabei tauschen wir uns auch mit Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft und Praxis über neue Entwicklungen in der Leseförderung aus und sichern so ein hohes Qualitätsniveau in unseren Lesestunden.“

Jeder regionale Verein bereitet die Ehrenamtlichen in Einführungsseminaren vor und bietet kontinuierliche Weiterbildung an. Seit 2018 hat der Verband die Integration von digitalen Lesematerialien wie Lese-Apps und Kinderwebseiten in den Präsenzstunden systematisch eingeführt.

MENTOR – Die Leselernhelfer bietet Schulen seit über 20 Jahren eine effektive Unterstützung für die Leseförderung. Dank der neuen Online-Lesestunden wird eine noch flexiblere und flächendeckende Förderung möglich – eine wertvolle Ergänzung für den Schulalltag.

 

Autorin: Agnes Gorny, MENTOR e.V.

MENTOR – Die Leselernhelfer

Das Logo des Bundesverbandes MENTOR - die Leselernhelfer zeigt in stilisierter Form eine lesende Figur.

Mentor – Die Leselernhelfer Bundesverband e. V. mit Sitz in Köln ist ein gemeinnütziger Verein. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Entwicklung der Lesekompetenz (Lesefähigkeit und Leseverständnis) und der Sprachfähigkeit von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 16 Jahren.

Die Zahlen sind beeindruckend: Im Jahr 2024 arbeiteten 16.000 Lesementorinnen und -mentoren mit 21.000 Lesekindern zusammen. 2.800 Schulen beteiligten sich. Bundesweit gibt es 128 MENTOR-Vereine. 

Die Lesementorinnen und Lesementoren sind in den 128 regionalen MENTOR-Vereinen organisiert. Die Vereine koordinieren die Zusammenarbeit mit den Schulen in ihrer Nähe.

Weitere Informationen unter: www.mentor-bundesverband.de