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Fröhliche Kinder im Bus

Gemeinsam Klasse sein

Cybermobbing nimmt zu - auch bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung leider noch verstärkt: Kinder und Jugendliche sind häufiger im Netz unterwegs und pflegen ihre sozialen Kontakte überwiegend online. Das Projekt „Gemeinsam Klasse sein“ der TK will gegensteuern.

[Schule NRW 05-21]

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Kinder und Jugendliche zwischen acht und 21 Jahren häufiger von Cybermobbing betroffen sind als noch vor drei Jahren. Die Anzahl der Fälle ist seit 2017 um mehr als ein Drittel (36 Prozent) gestiegen.  Waren im Jahr 2017 noch 12,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler von Cybermobbing betroffen, sind es 2020 bereits 17,3 Prozent - also bundesweit fast zwei Millionen. Das sind einige Ergebnisse der Studie "Cyberlife III - Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern". Einer Studie in Kooperation des Bündnisses gegen Cybermobbing e. V. und der TK. Es ist die bisher größte Studie zum Thema Cybermobbing, für die von Februar bis November 2020 mehr als 6.000 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern befragt wurden.

 

Online-Angebot gegen Mobbing

Gerade für die junge Generation kann jede Art von Mobbing weitreichende seelische und körperliche Folgen haben. Um Mobbing zu vermeiden, hat die TK in Kooperation mit der Beratungsstelle Gewaltprävention in Hamburg das Online-Angebot 'Gemeinsam Klasse sein' entwickelt. Nach einer Pilotphase in Norddeutschland ist das Konzept seit zwei Jahren auch bundesweit verfügbar. Das Anti-Mobbing-Projekt richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 5. Es unterstützt Schulen dabei, gezielt und präventiv gegen Mobbing und Cybermobbing vorzugehen. Der Kern ist eine Online-Plattform, die Lehrkräften umfangreiche Materialien wie Leitfäden, Filme, Arbeitsblätter und Übungen zur Verfügung stellt.

 

Kinder erarbeiten Anti-Mobbing-Strategien

In den Unterrichtseinheiten lernen die Kinder, was sich hinter den Begriffen wie Mobbing und Cybermobbing verbirgt und trainieren in Rollenspielen, wie sie positiv und konstruktiv miteinander umgehen können. Verschiedene Filme und Erklärvideos verdeutlichen und zeigen, welche Folgen Mobbing für die Betroffenen hat. In Gesprächen erarbeiten die Schülerinnen und Schüler dann, was sie selbst tun können, um sich zu schützen und Mobbing gar nicht erst entstehen zu lassen. Ziel ist es, dass die Klasse eine solide Basis dafür entwickelt, dass sie eine tragfähige Gemeinschaft für die Zukunft wird. Duch Elternnachmittage werden auch Mütter und Väter in die Projektwoche einbezogen und erfahren so mehr darüber, was die Klasse sich erarbeitet hat.

 

Die Online-Plattform als Kernelement des Projekts

Bevor "Gemeinsam Klasse sein" an einer Schule umgesetzt werden kann, erfolgt eine spezielle Fortbildung für Lehrkräfte, die das Programm an ihrer Schule betreuen werden. Sie sollten bereits Vorerfahrungen mit Mobbing- und/oder Gewaltprävention haben.

Für die vorgesehenen fünf Projekttage erhalten die Klassenleitungen einen Zugangscode für die Online-Plattform, auf der sie die Materialien für die Projektarbeit finden. Ergänzend bietet die Plattform auch verschiedene Schulungsfilme an, die die Lehrkräfte bei der Umsetzung und schulinternen Kommunikation unterstützen. Zudem stehen dort auch weiterführende Hinweise, zum Beispiel zu den Themen Mobbing-Intervention, Einbeziehung der Elternschaft sowie Tipps zur Weiterarbeit und Sicherung der Nachhaltigkeit bereit.

Für den Fall, dass aufgrund der aktuellen Corona-Lage Lerngruppen geteilt werden oder im Distanzunterricht sind, gibt es auf der Online-Plattform auch Ideen für konkrete Maßnahmen, um das soziale Geschehen und Miteinander in der Klasse im Blick zu behalten.

 

Roll out

"Gemeinsam Klasse sein“ ist ein erprobtes Konzept zur Mobbingprävention. Sein Ausgangspunkt ist das Projekt Anti-Mobbing-Koffer, den die TK bereits 2008 entwickelt, evaluiert und bundesweit in Kooperation mit Kultusministerien für Schulen bereitgestellt hat. Die Beratungsstelle Gewaltprävention der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg und die TK haben im Rahmen einer Kooperation das Konzept komplett überarbeitet und alle Bausteine neu entwickelt. Im Schuljahr 2018/2019 wurde das aktuelle Programm erfolgreich mit etwa 100 Klassen aus Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein erprobt. Seit dem Schuljahr 2019/2020 wird es gemeinsam mit den zuständigen Fachbehörden und Ministerien auch in den folgenden Bundesländern angeboten: Berlin, Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Eine zeitnahe Umsetzung ist auch in Nordrhein-Westfalen geplant.

 

Autorin: Beate Hanak, Techniker Krankenkasse