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Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien

Drei junge Menschen arbeiten mit verschiedenen Medien, unter anderem mit einer VR-Brille.

Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien

3D-Medien, VR, AR, Immersion – das klingt nach zukunftsträchtigen Schlagworten. Der neue Bildungsgang „Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien“ vereint sie und macht junge Erwachsene fit für den Arbeitsmarkt.

[Schule NRW 05-24]

Im August 2023 starteten mehrere Berufskollegs in Deutschland mit dem neuen Bildungsgang „Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien“ (GiM). Es handelt sich um einen der jüngsten Neuzugänge im System der dualen Berufsausbildung. Vor der Einführung wurde der Bedarf für einen neuen Ausbildungsberuf vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 2021 erhoben und bestätigt. Bei der Rahmenlehrplanerstellung wurden insbesondere Unternehmen aus der jungen Branche zu ihren Bedürfnissen und gewünschten Kompetenzen befragt, die in der betrieblichen und schulischen Ausbildung gefördert werden sollen.

 

Begriffsklärung Immersion

Das vergangene Jahrzehnt markiert den Durchbruch von immersiven Technologien in den Endverbrauchendenmarkt, die zuvor hauptsächlich in spezialisierten Branchen wie dem Auto- und Flugzeugbau verwendet wurden. Immersive Medien sind ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Medienformaten, die sich vom klassischen linear erzählten Film oder Stereo-Hördokument abgrenzen. Immersion lässt sich mit einem „Eintauchen“ übersetzen, das sich durch Darstellungsformen erreichen lässt, die Zuschauende körperlich oder visuell umschließen. Ein spektakuläres Beispiel ist der 2023 eröffnete Konzert- und Veranstaltungsort The Sphere in Las Vegas, der auf einer fast 15.000 Quadratmeter großen kugelförmigen Projektionsfläche das Publikum an entlegene Orte der Welt versetzt oder die Bühnenshow von Rockkonzerten überträgt. Neben dieser bombastischen Art der Immersion hat die fortschreitende Entwicklung der modernen Mobiltechnologie die Herstellung von erschwinglichen VR-Brillen ermöglicht, die unabhängig von einem Computer verwendet werden können.

 

Varianten von immersiven Medien

Zwischen einer immersiven Darstellungsfläche und einer VR-Brille gibt es ein breites Spektrum an immersiven Formaten wie der Augmented Reality (AR), die lediglich ein Mobilgerät voraussetzt, um einen 3D-Gegenstand ortsgenau in die eigene reale Umgebung zu projizieren. Mixed Reality (MR) ist ein weitergehendes Konzept, in dem virtuelle Gegenstände mit der realen Umgebung interagieren können. Den Nutzenden ist es dabei beispielsweise möglich, einen virtuellen Ball zu werfen, der an einer realen Wand abprallt.

 

Vielfalt der Sinne

Oft wird Immersion in der Berichterstattung auf die visuelle Komponente reduziert. Mit Ausnahme von missglückten Versuchen zu virtuellem Geschmack und Geruch werden die weiteren menschlichen Sinne intensiv angesprochen. Immersiver Sound beschreibt den Umstand, dass in virtuellen Umgebungen die Klangquellen anhand der Haltung der „Besuchenden“ korrekt wiedergegeben werden. Die Haptik kann durch Vibration in Steuerungsgeräten angesprochen werden, indem zum Beispiel der Rückstoß bei Ballsportarten simuliert wird.

 

Potenzielle Ausbildungsunternehmen

Wie es das breite Spektrum immersiver Medien erahnen lässt, haben viele Ausbildende ein umfassendes Produktangebot. Im Gesundheitsbereich werden immersive Medien in der Ergo- oder Konfrontationstherapie eingesetzt. Einer der größten und erfolgreichsten Betätigungsbereiche ist das berufliche Training für komplexe Tätigkeiten wie Kranführung oder die Pilotinnen- und Pilotenausbildung. Als unersetzbar gelten VR-Simulationen für die Erprobung von Gefahrensituationen, bei denen anfängliche Fehler zu erheblichen Verletzungen oder materiellen Schäden führen können. Dazu gehören virtuelle Operationssäle, Wiederbelebungssimulatoren oder Umgebungen, in denen mit elektrischer Hochspannung gearbeitet wird. 

Darüber hinaus arbeiten Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien in der Veranstaltungstechnik. Unter anderem in Museen und auf Konzerten steigt die Zahl der interaktiven und immersiven Komponenten und bietet Betätigungsfelder. Die sogenannte Virtuelle Produktion ist eine technologische Neuentwicklung, mit der sich einige der Ausbildungsbetriebe beschäftigen, die bisher in der klassischen Filmproduktion tätig waren. Mit Hilfe moderner Programme, die ursprünglich für 3D-Spiele entwickelt wurden, lassen sich imaginäre Umgebungen wie fremde Planeten direkt um die Schauspielenden auf immersive LED-Wände projizieren.

 

Kompetenzziele des Bildungsgangs

Im Gegensatz zu den neugeordneten IT-Ausbildungsberufen handelt es sich bei den GiM um einen Monoberuf ohne Spezialisierung, was die abwechslungsreiche Realität vieler Unternehmen widerspiegelt. Dasselbe Unternehmen entwickelt häufig parallel ein VR-Spiel, kreiert immersive Installationen auf Messen und dreht 360°-Filme für Handwerksbetriebe. Die Vielfalt der Tätigkeiten werden theoretisch und praxisorientiert in den Fachklassen am Berufskolleg gefördert. 

Im ersten Ausbildungsjahr lernen Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien Grundlagen der allgemeinen Kameratechnik, wobei sie sich auf 360°-Aufnahmen und deren Nachbearbeitung spezialisieren. Diese werden zum Abschluss in einer navigierbaren App für potentielle Kundinnen und Kunden verfügbar gemacht. Dabei werden digitale Werkzeuge verwendet, die sich mit einer vereinfachten bildlichen Programmiersprache bedienen lassen. Im zweiten Ausbildungsjahr erlernen und vertiefen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Arten der Erstellung von 3D-Objekten und Umgebungen und deren Animation. Ein eigenes Lernfeld der Mittelstufe ist dem immersiven Klang gewidmet. Um die Schülerinnen und Schüler auf die organisatorischen Herausforderungen des Berufs vorzubereiten, werden über die Ausbildung hinweg Methoden des agilen Projektmanagements vermittelt. In der Oberstufe erstellen Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien lauffähige Prototypen in Eigenregie. 

 

Schule und Bewerbung

Das Georg-Simon-Ohm-Berufskolleg am zentralen Medienstandort Köln ist das erste öffentliche Berufskolleg in NRW, das den neuen Bildungsgang als schulischer Partner in der dualen Berufsausbildung anbietet. Auch wenn zur Zeit dieser Veröffentlichung Stellenausschreibungen für Ausbildungsplätze seitens der Medienunternehmen im Internet zu finden sind, sollten interessierte Schülerinnen und Schüler sich zusätzlich initiativ bei potentiell erstausbildenden Unternehmen bewerben.

Weitere Informationen zum Bildungsgang selbst und der Kontakt zur Bildungsgangleitung sind auf den Seiten des Georg-Simon-Ohm-Berufskollegs verfügbar unter: https://www.gso-koeln.de/person/gestalterin-fuer-immersive-medien/.

Das Georg-Simon-Ohm-Berufskolleg Köln

Etwa 2.500 Schülerinnen und Schüler besuchen das Berufskolleg an zwei Standorten in Köln-Kalk. Im August 2023 begannen neun Schülerinnen und Schüler als erste Klasse in NRW mit der dualen Ausbildung zu Gestalterinnen und Gestaltern für immersive Medien. Der neue Bildungsgang fügt sich in das bestehende Angebot ein. Seit über 25 Jahren bildet das Georg-Simon-Ohm-Berufskolleg „Mediengestalterinnen und Mediengestalter Bild und Ton“ aus. Unter den Ausbildenden finden sich bekannte öffentliche und private Radiosender und Produktionsunternehmen für Fernsehen, Film und Werbung. In den letzten Jahren sind Agenturen als Ausbildungsunternehmen dazu gekommen, die Inhalte für Social-Media-Plattformen erstellen. Darüber hinaus gibt es Bildungsgänge für Veranstaltungstechnik und Informationstechnologie. Bei den neugeordneten IT-Berufen werden sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitausbildungen von schulischer Seite betreut.