[Schule NRW 09-19]
Wie kommen Schülerinnen und Schüler unserer Orthografie am besten auf die Spur? Der Grundwortschatz für die Primarstufe unterstützt Lehrkräfte dabei, ihren Rechtschreibunterricht systematisch und anregend zu gestalten. Durch die Zusammensetzung aus einem vorgegebenen Wortschatz bestehend aus Nachdenk- und Merkwörtern und einem individuellen Wortschatz ergibt sich eine effektive Basis für den (Recht-)Schreiberwerb.
(© Diana Drubig )Grundwortschatz für die Primarstufe
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Hamburg und Hannover haben in Zusammenarbeit mit Lehrkräften aus NRW im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung eine „Handreichung – Hinweise und Materialien für einen systematischen Rechtschreibunterricht in der Primarstufe in NRW“ erarbeitet. In dieser Handreichung werden wichtige Aspekte des Rechtschreiblernprozesses von Kindern angesprochen und Anregungen gegeben, wie Rechtschreibung im Deutschunterricht der Primarstufe thematisiert werden kann. Sie soll Lehrkräfte dabei unterstützen, Schülerinnen und Schüler im Prozess des (Recht)schreiberwerbs zu begleiten, zielgerichtet anzuleiten und ihnen die Strukturen der Rechtschreibung begreifbar zu machen.
Im kommenden Jahr erarbeiten neu eingesetzte Lehrplankommissionen aktualisierte Lehrpläne für die Fächer der Grundschule. Im Rahmen dieses auch durch die Digitalisierung angestoßenen Prozesses sollen die überarbeiteten Lehrpläne dann zum Schuljahr 2021/22 in Kraft treten. Dabei ist beabsichtigt, die Arbeit mit dem Grundwortschatz im Kontext des Lehrplans Deutsch verbindlich zu machen.
Rechtschreibunterricht mit Systematik und Anregungen
Damit alle Kinder von Beginn an richtig schreiben lernen können, bedarf es eines systematischen und anregenden Rechtschreibunterrichts, der
- Impulse zur Erkundung der Schriftstruktur gibt,
- Bezüge zum Gesprochenen herstellt,
- Sicherheit beim Schreiben vermittelt und
- die Erfahrung ermöglicht, dass das richtige Schreiben machbar, sinnvoll und notwendig ist.
- Dies gilt auch für die 1. Klasse, denn schon Schreibanfängerinnen und Schreibanfänger brauchen Hinweise auf normgerechte Schreibungen und Anregungen, dem System unserer Orthografie auf die Spur zu kommen,
damit sie nicht denken, dass man jedes Wort so schreibt, wie man spricht.
Als Grundlage für einen solchen systematischen Rechtschreibunterricht in NRW wurde ein lehrgangsunabhängiger Rechtschreibwortschatz entwickelt. Damit der Rechtschreibwortschatz für das Rechtschreiblernen und den individuellen Schriftgebrauch der Kinder bedeutsam ist, ist er aus zwei Teilen aufgebaut:
Rechtschreibwortschatz |
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Vorgegebener Grundwortschatz 533 Wörter |
Individueller Wortschatz 200 – 300 zusätzliche Wörter |
|
Nachdenkwörter (422) |
Merkwörter (111) |
Der Auswahl der vorgegebenen Wörter liegen verschiedene Kriterien zugrunde. Die „Nachdenk-Wörter“ des Grundwortschatzes spiegeln die vier wichtigsten Prinzipien der Schrift wider, „häufige Fehlerwörter“ finden sich in den Merkwörtern und greifen die Wörter auf, die Untersuchungen zufolge in der Grundschule häufig falsch geschrieben werden. Außerdem sind Wörter zu systematisch kaum erschließbaren Bereichen der Rechtschreibung wie beispielsweise dem „Dehnungs-h“ enthalten.
Phänomene erkennen und Regeln erschließen
Somit geht es nicht darum, dass Schülerinnen und Schüler allein die 533 Wörter des Grundwortschatzes auswendig richtig schreiben lernen. Dabei fände keine Auseinandersetzung mit den Rechtschreibphänomenen statt. Stattdessen sollen die Wörter des Grundwortschatzes in den Schulen beziehungsweise Klassen jeweils auch durch einen 200 bis 300 Wörter umfassenden individuellen Wortschatz ergänzt werden: So können die Schülerinnen und Schüler ihren Lernzuwachs durch das Hinzufügen persönlich bedeutsamer Wörter effektiver gestalten.
Mit dem Grundwortschatz können an ausgewählten Wörtern die Strukturen der Rechtschreibung anhand bestimmter Phänomene erläutert werden. Durch unterschiedliche methodisch-didaktische Formen sollen die Schülerinnen und Schüler sich beispielsweise in Rechtschreibgesprächen mit den Wörtern und Phänomenen auseinandersetzen. Auf diese Weise erlangen sie Sicherheit bei der eigenen Textverfassung und können auch weitere Wörter durch Anwendung bereits bekannter Strukturen und Regeln erschließen.
Unterstützung im Netz
Die Seite www.grundwortschatz.nrw.de bietet verschiedene Möglichkeiten für die Unterrichtsarbeit mit dem Grundwortschatz. So können beispielsweise die Wörter nach den jeweiligen Rechtschreibphänomenen gefiltert und als Wortkarten oder Liste ausgegeben werden. Da Kinder sich beim Aufbau der Sprache an Symbolbildern orientieren, hat das Schulministerium hochwertige Clip Arts in anwenderfreundlichen, differenzierten Formaten für 145 konkrete Nomen des Grundwortschatzes erstellen lassen. Diese können als Farb-, Graustufen- oder Konturversion heruntergeladen werden. Für die Arbeit mit dem Grundwortschatz im Unterricht stehen die Cliparts den Lehrkräften in NRW kostenlos zum Download zur Verfügung. Den Link zum Download der Cliparts haben die Schulen bereits per E-Mail erhalten.
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