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Ein Lehrer mit Migrationshintergrund in einer Unterrichtssituation mit zwei Schülerinnen.

Gute Praxis: Lehrkräfte Plus – ein klares Plus für unsere Schulen

Engagierten Lehrkräften gute Zukunftsperspektiven bieten und auf der anderen Seite Schülerinnen und Schüler mit Fluchterfahrungen oder Migrationsgeschichte besser fördern – das ist das Ziel des Programms „Lehrkräfte Plus“.

Das Programm ist im August 2017 gestartet und qualifiziert Lehrerinnen und Lehrer mit Fluchthintergrund oder aus dem außereuropäischen Ausland für eine Lehrtätigkeit an unseren Schulen.

So wird das fachliche und herkunftssprachliche Potenzial dieser Lehrkräfte optimal für Schülerinnen und Schüler und auch für die Schulen fruchtbar gemacht.

Das Programm

Seit August 2017 wird das Qualifizierungsprogramm „Lehrkräfte Plus“ an der Universität Bielefeld und seit März 2018 auch an der Ruhr-Universität Bochum angeboten. Die universitäre Vollzeitqualifizierung erstreckt sich für die dann Studierenden über ein Jahr und findet an verschiedenen Schulen statt. Als Qualifizierungsprogramm stellt „Lehrkräfte Plus“ hohe Anforderungen an die Bewerberinnen und Bewerber: Mindestvoraussetzung sind ein Lehramtsabschluss aus dem Heimatland bzw. ein Studienabschluss, der auch im Heimatland für den Lehrerberuf qualifiziert.  Auch sind Berufserfahrungen als Lehrkraft im Heimatland sowie gute Deutsch-Kenntnisse mindestens auf B1-Niveau nachzuweisen.

Nach erfolgreichem Abschluss der Qualifizierung erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat. Dieses umfasst auch die nachgewiesene DSH-Prüfung (Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang) mit dem Ziel, das C1-Niveau zu erreichen.

Das einjährige Qualifizierungsprogramm ist in zwei Kurshalbjahre mit je unterschiedlicher Schwerpunktsetzung geteilt. Im Zentrum des ersten Kurshalbjahres steht der Deutschintensivkurs mit abschließender Sprachprüfung zum Hochschulzugang. Um die Lehrkräfte gleichzeitig auch an das nordrhein-westfälische Schulsystem heranzuführen, wurde das Seminar „Pädagogisch-Interkulturelle Qualifizierung (PIQ)“ entwickelt.

Im zweiten Kurshalbjahr liegt der Schwerpunkt verstärkt auf der schulischen Praxisphase, die nach einem vier- bis fünfwöchigen Block in eine semesterbegleitende Phase an der Universität übergeht. Die hier notwendigen Praktikumsplätze für die schulische Praxisphase werden von den Bezirksregierungen vermittelt. Zur Unterstützung werden die Teilnehmenden jeweils von einer Mentorin bzw. einem Mentor begleitet. Hierfür erhalten die teilnehmenden Schulen eine zusätzliche Entlastungsstunde. Da die Landesregierung ein großes Interesse an der Unterstützung dieser Lehrkräfte hat, werden die Teilnehmenden zur Vorbereitung einer möglichen Anschlussperspektive individuell durch die jeweilige Bezirksregierung beraten.

„Lehrkräfte Plus“ stieß von Beginn an auf eine sehr große Nachfrage. Für die bis heute insgesamt sechs Bewerbungsphasen haben sich jeweils mindestens 200, zum Teil sogar bis zu 500 geflüchtete Lehrkräfte beworben. Jeweils 25 konnten nach einem aufwändigen Auswahlverfahren aufgenommen werden. Die Abbruchquote unter den Teilnehmenden ist extrem gering und die Motivation umso größer. „Lehrkräfte Plus“ schafft Gewinner auf allen Seiten. Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer hat dies klar beschrieben: „Das Projekt ‚Lehrkräfte Plus‘ ist ein Gewinn für die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer sowie für die Schullandschaft ihrer neuen Heimat Nordrhein-Westfalen. Das Projekt ‚Lehrkräfte Plus’ ermöglicht den Absolventinnen und Absolventen erste Einblicke und Perspektiven im deutschen Schulsystem.“

Die wichtigste Anschlussperspektive stellt aktuell das Projekt „Internationale Lehrkräfte fördern (ILF)“ dar. Das Projekt, das im Schuljahr 2018/19 von einer Bezirksregierung pilotiert wurde, bietet ausschließlich Absolventinnen und Absolventen von „Lehrkräfte Plus“ eine klare Anschlussperspektive. ILF erfüllt dabei eine Brückenfunktion und soll den Teilnehmenden den Einstieg in das deutsche Regelschulsystem ermöglichen. Seit dem Schuljahr 2019/20 gibt es ILF flächendeckend in allen Bezirksregierungen in NRW. Dabei erhalten die Teilnehmenden einen Anstellungsvertrag als Lehrkraft für zwei Jahre. In dieser Zeit absolvieren sie eine praxisbezogene Qualifizierung mit Schwerpunkten in Methodik/Didaktik, Fachdidaktik und -inhalten und erhalten Schulungen für die berufsbezogene Sprache. So ist es möglich, im Anschluss die „Pädagogische Einführung“ für den Seiteneinstieg zu verkürzen.

Perspektiven

Dass „Lehrkräfte Plus“ eine große Bereicherung für die Schulen in Nordrhein-Westfalen ist, zeigen vor allem auch die vielen positiven Reaktionen. „Das Lehrkräfte-Plus-Programm bereichert die Vielfalt im Kollegium. Diese schätzen wir genauso wie die Vielfalt unserer Schülerinnen und Schüler“, sagt beispielsweise Claudia Hoppe, Schulleiterin an der Gesamtschule Rosenhöhe in Bielefeld. „Lehrkräfte plus sind Vorbild und Identifikationsfigur für unsere Schülerinnen und Schüler, bringen Spezialwissen mit und ermöglichen uns Einblicke in andere (Unterrichts-)Kulturen.“

Weil alle Beteiligten, die Schulen, Schülerinnen und Schüler, Eltern und nicht zuletzt auch die geflüchteten Lehrkräfte selbst, von dem Programm profitieren, hat die Landesregierung beschlossen, im Rahmen des Förderprogramms „NRWege ins Studium – Leuchttürme“ Lehrkräfte Plus weitere drei Jahre zu fördern und auf fünf Universitätsstandorte auszuweiten. So sind die Universitäten Köln, Siegen und Duisburg-Essen neue Mitglieder der „Lehrkräfte Plus“- Familie.

Auf diese Weise werden Schulen mit Lehrkräften bereichert, die viele Erfahrungen aus dem Ausland und ihre eigene Lebensgeschichte in das Einwanderungsland NRW mit einbringen. Ein wirklicher Gewinn für alle Beteiligten!