Logo Bildungsland NRW - Bildungsportal

Kriegsgräber Erinnern Lernort außerschulisch

Kriegsgräber auf dem Parkfriedhof Essen

Lernort Kriegsgräberstätte

Bildungsarbeit direkt vor der Schultür: Über 2.000 Kriegsgräberstätten gibt es in Nordrhein-Westfalen und der Volksbund steht für die historische Bildungsarbeit vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung.

[Schule NRW 11-22]

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. erfasst, erhält und pflegt im Auftrag der Bundesregierung deutsche Kriegsgräber in 46 Staaten. Als weltweit einziger Kriegsgräberdienst betreibt der Volksbund Bildungsarbeit im In- und Ausland. Der Volksbund versteht Kriegsgräberstätten als Lernorte. Von den Gräbern ausgehend, vermittelt er in seinen Bildungsprojekten die Werte von Menschenrechten, Demokratie und Frieden und setzt sich mit Extremismus, Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und willkürlicher Gewalt auseinander.

Als außerschulischer Partner ist der Volksbund in ganz Nordrhein-Westfalen präsent. Fünf Bildungsreferentinnen sind Ansprechpartnerinnen in den jeweiligen Regierungsbezirken, um gemeinsame Projekte oder auch langjährige Bildungspartnerschaften zu planen. Dabei kann die Bildungsarbeit direkt vor der (Schul-)Tür beginnen. Denn in fast jeder Gemeinde in Nordrhein-Westfalen befindet sich eine Kriegsgräberstätte, insgesamt über 2.130 Anlagen. Das so genannte „Gräbergesetz“ regelt, wer ein Kriegsgrab, und damit dauerndes Ruherecht, erhält. Auf Kriegsgräberstätten können die Auswirkungen von Ideologien auf Menschen anhand von Beispielbiographien thematisiert werden: Hier sind unter anderem ausländische Zwangsarbeitskräfte und Kriegsgefangene, „Euthanasie“-Opfer, Tote aus Konzentrationslagern, Bombentote, Flüchtlinge sowie deutsche Soldaten beider Weltkriege bestattet.

Kriegsgräberstätten haben sich von Orten individueller Trauer zu Orten kollektiven Gedenkens und Erinnerns gewandelt. Gerade am Volkstrauertag, dem staatlichen Gedenktag, an dem aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird, können Kriegsgräberstätten zu Orten lebendiger Erinnerung und Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart werden. Schülerinnen und Schüler gestalten in jedem Jahr die zentrale Gedenkstunde des Landes an wechselnden Orten mit, und auch dezentral in vielen Städten und Gemeinden.

Der Volksbund bietet in der Kooperation viele Vorteile eines außerschulischen Partners in der Bildungsarbeit: Anschaulichkeit, Lernorte in räumlicher Nähe zu Schulen und dem Lebensumfeld der Schülerinnen und Schüler, Selbstwirksamkeitserfahrungen, eigene Gestaltungsspielräume, verschiedene Lernorte und Themenschwerpunkte, Flexibilität, maßgeschneiderte pädagogische Programme, entdeckendes und forschendes Lernen, zeitgemäße Vermittlungsarbeit, vielfältige Lernzugänge, Bildungsarbeit außerhalb der Schule, methodische Vielfalt, unterschiedliche Projektlaufzeiten.

Die Angebote des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene ab Jahrgangsstufe 8 aller Schulformen. Als Fächer kommen unter anderem Geschichte, Politik, Gesellschaftslehre, Religion, Kunst, Ethik, Sozialwissenschaften oder Gestaltung, auch fächerübergreifend, infrage. Die Dauer der Angebote variiert von kurzen Führungen auf Kriegsgräberstätten oder eigenständigen Erkundungen mit iPads bis hin zu längerfristigen Projekten, auch im Rahmen von Bildungspartnerschaften. Digitale Lernangebote des Landesverbandes NRW zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs einer Kriegsgräberstätte sollen künftig über eine neue Lernplattform in NRW für Schulen bereitstehen. Der Volksbund hält auch Recherchemöglichkeiten, wie die „Gräbersuche online“ bereit, über die der Verbleib von rund 4,8 Millionen Toten beziehungsweise Vermissten recherchiert werden kann.

In den Projekten setzt der Volksbund auf eine Vernetzung und Kooperation mit anderen außerschulischen Akteuren der historisch-politischen Bildung, wie beispielsweise Gedenkstätten, Museen und Archiven.

Für Lehrkräfte und Referendarinnen und Referendare bietet der Volksbund neben der Beratung und gemeinsamen Projektplanung auch Fortbildungen und Studienfahrten an. Dabei werden unter anderem die vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten des Volksbundes in Ysselsteyn (Niederlande), Lommel (Belgien), Niederbronn (Frankreich) und auf dem Golm (Usedom) vorgestellt. Sie liegen alle in der Nähe großer Kriegsgräberstätten und bieten Übernachtungsmöglichkeiten sowie Programm an. Ysselsteyn und Lommel sind aus NRW gut als Tagesexkursion zu erreichen. Finanzielle Unterstützung solcher Fahrten bieten zum Beispiel die Gedenkstättenfahrten-Förderung des Landes NRW oder die „Stiftung Gedenken und Frieden“. Die Bildungsreferentinnen des Volksbundes unterstützen bei der Vor- und Nachbereitung einer solchen Fahrt oder zu anderen Zielen wie Flandern oder Riga.

Weitere Angebote für Lehrkräfte sind die „Bildungspakete“ des Volksbundes mit Wanderausstellungen, didaktischen Handreichungen und Erkundungsbögen. Die Ausstellungen stellen Themen wie „Erster Weltkrieg“, „Krieg und Menschenrechte“ oder „Flucht“ dar und werden für einen bestimmten Zeitraum kostenlos an Schulen ausgeliehen.

 

Autorin: Astrid Wolters

Zum Informieren und Weiterlesen