Lernen im EOP
Das Eignungs- und Orientierungspraktikum ermöglicht Studierenden der Lehrämter in NRW, bereits zu Beginn des Studiums den Schulalltag kennenzulernen. Fünf Jahre nach seiner Neuordnung galt es nun, Erfahrungen auszutauschen und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.
[Schule NRW 02-22]
Zu Beginn ihrer universitären Ausbildung absolvieren Lehramtsstudierende der verschiedenen Lehrämter und Fächer in Nordrhein-Westfalen ein fünfwöchiges „Eignungs- und Orientierungspraktikum (EOP)“ an Schulen. In dieser Praxisphase setzen sich die Studierenden reflektierend mit der Schulpraxis im Kontext zukünftiger berufsbezogener Handlungsfelder auseinander. Sie erproben sich, um ihre Studien- und Berufswahl und ihre Eignung für den Lehrerberuf noch einmal kritisch zu durchdenken. Gleichzeitig entwickeln sie eine professionsorientierte Perspektive für das weitere Studium.
Im EOP werden die Grundlagen für die individuelle berufsbezogene Professionalisierung und Haltung in enger Verknüpfung von Theorie und Praxis gelegt. Diese werden sukzessive in den nachfolgenden Praxiselementen ausgebaut und in einem Portfolio dokumentiert. Vorbereitet und begleitet werden die Studierenden an den Universitäten durch erziehungswissenschaftliche und/oder fachdidaktische Studienangebote. In Fragen der Eignungsreflexion kooperieren die Universitäten mit den Schulen. Diese wiederum werden dabei von den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) unterstützt.
Dies ist die Ausgangslage der ersten schulpraktischen Phase der Lehramtsausbildung. Doch wie gehen die Akteurinnen und Akteure der drei beteiligten Institutionen mit den durchaus anspruchsvollen Vorgaben und den daraus resultierenden Aufgaben dieses Praxiselements um? Und wie wirken und arbeiten sie zusammen?
In den vergangenen Jahren sind an den einzelnen Universitätsstandorten, ZfsL und Schulen tragfähige kooperative Konzepte entwickelt und erfolgreich umgesetzt worden. Über diese Konzepte nun auch überregional ins Gespräch zu kommen und Transfermöglichkeiten zu identifizieren war ein großes Anliegen der Beteiligten.
Fachlicher Austausch und Vernetzung im EOP – ein neues Format der Zusammenarbeit
Mit diesen Zielvorstellungen hat die landesweite „AG Eignungsreflexion im Eignungs- und Orientierungspraktikum“, die paritätisch mit Vertretungen aus den Universitäten, Schulen und ZfsL besetzt ist, eine Tagung geplant. Diese fand im November vergangenen Jahres mit mehr als 380 Teilnehmenden statt – angesichts der Corona-Pandemie im Online-Format.
Seit der Novellierung des Lehrerausbildungsgesetzes im Jahr 2016 war dies die erste Fachtagung zum institutionsübergreifenden fachlich-inhaltlichen Austausch. Die Diskussionen spiegelten die zielorientierte konstruktive Haltung und ein insgesamt hohes fachliches Interesse an den Tagungsthemen wider. Die teilnehmenden Studierenden leisteten auf der Basis ihrer praktischen Erfahrungen einen wichtigen Beitrag zur Konkretisierung und kritischen Auseinandersetzung.
Schlüsselkompetenz Reflexivität – kritisch-konstruktiv beleuchtet
Reflexivität ist eine Schlüsselkompetenz im Professionalisierungsprozess. Aber was verbirgt sich dahinter? Was fördert und gewinnt man eigentlich, wenn man die Reflexivität steigert? Diesen und ähnlichen Fragen ging Prof. Dr. Häcker von der Universität Rostock in seiner Keynote „Lernen im EOP – eine Gratwanderung zwischen Einlassung und Distanz“ nach und stellte heraus, dass Reflexion kein Mittel zum Selbstzweck sein dürfe. Dies sei der Fall, wenn Reflexion „nur“ veranlasst wird, aber keinen authentischen Anlass hat. Die Botschaft ist klar: Die Fähigkeit zur Reflexivität muss für die Studierenden während ihrer Ausbildung erfahrbar sein. Sie muss vorgelebt und als selbstverständlicher Teil des täglichen Handelns begriffen werden. Es geht nicht um ein didaktisch-orientiertes Lehren des Reflektierens, sondern um ein Teilhaben und Teilnehmen am „selbstverständlichen“ Reflektieren der Ausbildenden an den Lernorten Universität und Schule gleichermaßen.
EOP – Einblicke – Orientierung – Perspektiven
Im Anschluss an die Keynote wurde mehrperspektivisch auf die wesentlichen Ziel- und Inhaltsaspekte des EOP geschaut. Dazu wurden sechs verschiedene Talks angeboten, in denen die Teilnehmenden sich mit dem Perspektivwechsel der Studierenden, dem zu leistenden Rollenwechsel von der Schülerin/dem Schüler zur angehenden Lehrkraft, der Selbstreflexion der Studierenden, der (Eignungs-)Begleitung und Beratung, dem Forschenden Lernen und der Portfolioarbeit auseinandersetzten.
Zum Abschluss der Fachtagung ordneten Dr. Fridtjof Filmer (MSB, Gruppenleiter Lehrerausbildung) sowie Dr. Anja Pitton und Dr. Henning Feldmann für die Hochschulseite die Entwicklungen zum EOP seit der LABG-Änderung 2016 aus ihrer Perspektive ein. Mit Blick auf die Zukunft halten beide Seiten den Ausbau der Kooperationen mit verbesserten Kommunikationswegen, mehr Gelegenheiten für Zusammenarbeit und fachlichen Austausch für wünschenswert. So könnten weitere Synergien zur fortlaufenden Weiterentwicklung und mehr Transparenz geschaffen werden.
Auch die Teilnehmenden der Tagung sehen mehr Austausch, Kooperation und stärkere Vernetzung als wirkungsvolle Elemente der Weiterentwicklung. Diese Impulse in weitergehende kooperative Formate einfließen zu lassen, wird eine der nächsten Aufgabe sein. Die landesweite „AG Eignungsreflexion im EOP“ wird sich darüber im Frühjahr 2022 austauschen. Im Ergebnis scheint die Erkenntnis zur zukünftigen engeren Verzahnung der Praxisphasen insgesamt greifbar geworden zu sein.
Die Tagung wurde als Padlet dokumentiert unter: https://padlet.com/nicolecieslikowski/o2dne2hfbs1kxrd.
Weitere Informationen unter: https://eop.nrw.de
Autorinnen: Annegret Hilligus, Universität Paderborn; Beatrix Menge, Landesprüfungsamt Dortmund
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