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Zwei Kinder arbeiten am Laptop mit LeOn.

Lesestark mit LeOn

LeOn ist die Abkürzung für Leseraum Online und ein webbasiertes Programm zur Leseförderung für die zweite bis sechste Jahrgangsstufe. Seit September 2023 steht LeOn allen Schulen mit Primar- und Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen kostenfrei über die Bildungsmediathek NRW zur Verfügung.

[Schule NRW 11-23]

LeOn ist im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen von Prof. Dr. Michael Krelle (Technische Universität Chemnitz) entwickelt worden, der bereits bei der Erstellung der Konzepte und Materialien im Rahmen der Fachoffensive Deutsch für die Grundschule intensiv mitgewirkt hat.

 

Warum sollten Schulen LeOn nutzen?

Die jüngsten Bildungsstudien haben gezeigt, dass die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern nicht ausreichend entwickelt ist. Und das ist folgenreich: Lesen zu können, bedeutet neben Lesefreude und Lesespaß, das Gelesene für eigene und gesellschaftliche Zwecke nutzen zu können. Wer das nicht kann, erfüllt nicht die Voraussetzungen für den weiteren Wissenserwerb, für weitere Lernprozesse sowie für die Kommunikation mit anderen.

Das Ministerium für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen setzt daher im Rahmen der Fachoffensive gezielt den Schwerpunkt auf die Förderung der Basiskompetenz Lesen bei Grundschülerinnen und Grundschülern. Dabei stehen - auch mit Blick auf die Corona bedingten Schulschließungen in den vergangenen Jahren und der Integration von geflüchteten Schulkindern - Lautleseverfahren im Vordergrund.

Mit LeOn bietet Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland eine Lese-Lernanwendung an, bei der Lautleseverfahren in digitalen Lernräumen schülergerecht und motivierend gestaltet sind. So können Schülerinnen und Schüler bei LeOn in digitalen Räumen kollaborative Verfahren anwenden, in denen sie gemeinsam das Lesen trainieren. In der Hörspielwerkstatt können sie kreativ und spielerisch selbst Texte erschaffen. Digitale Hilfssysteme wie die Silben-Markierung oder die Anpassung von Schriftgrößen und Vorlesegeschwindigkeit unterstützen die individuellen Leselernprozesse.

Die gezielte Förderung der Lesefähigkeiten wird dabei nicht nur auf die Primarstufe beschränkt, sondern bindet die ersten beiden Jahrgänge an den weiterführenden Schulen mit ein.

 

Wie arbeiten Schulen mit LeOn?

Lesen lernen geht nur mit den richtigen Texten, dies gilt analog wie digital. LeOn ist ein Ort guter Texte – eine „Leselernbibliothek“! Die Texte liegen in unterschiedlichen „Lesestufen“ vor und können passend zur eigenen Lesekompetenz genutzt werden: Silbenmarkierung an oder aus, Stolperwörter oder ganze Texte vorlesen lassen, Schriftgrößen anpassen u.v.m. Die Texte wurden in Schulen ausprobiert und evaluiert. Zudem können Sie die Leselernbibliothek einfach durch eigenes Material für Ihre Klasse erweitern.

Auf diese Weise können Sie in Ihrer Klasse einfach und zielgenau Leseförderung durchführen und das geht so: Steigern Sie bei der Umsetzung von Vielleseverfahren das Lesepensum und die Lesemotivation durch freie Lesezeiten mit LeOn in vorher festgelegten Zeiträumen. Die Schülerinnen und Schüler haben dabei in der Bibliothek die Chance, Lektüre selbst zu wählen oder ihnen zugewiesene Texte zu lesen. Die Lesezeiten werden dabei automatisch in digitalen Lesetagebüchern geführt. Und das Gute ist: Alle Texte sind immer in ausreichender Stückzahl vorhanden, egal ob im Unterricht oder zu Hause. Die Schülerinnen und Schüler sehen im Sinne einer Leseanimation wiederum, was sie schon geschafft haben, wenn sie ihren Bereich betreten („mein LeOn“).

Besonders erfolgreich sind Sie im Unterricht, wenn Sie die (freien) Lesezeiten für z.B. Leseolympiaden, Leseateliers etc. nutzen und sie mit Lautleseverfahren kombinieren, um gezielt die Leseflüssigkeit zu verbessern. Die Schülerinnen und Schüler trainieren in LeOn z.B. in Lautlesetandems nach einem festen Ablauf: Ein Tandem besteht aus einem noch langsam lesenden Kind und einem flüssiger lesenden Kind. Beide lesen gemeinsam denselben Text halblaut vor. Verliest sich die schwächere Leserin oder der schwächere Leser und verbessert sich nicht selbstständig, wird die Tutorin oder der Tutor aktiv und verbessert. Ist die schwächere Leserin oder der schwächere Leser nach mehreren Durchgängen sicher, gibt sie oder er ein Zeichen und liest allein weiter. LeOn bietet hier Möglichkeiten zur Differenzierung: In der Klasse kann z.B. der gleiche Text in verschiedenen Schwierigkeitsstufen gelesen werden. Das chorische Lautlesen kann zudem mit einem kompetenten Lesevorbild bzw. einer professionellen Sprecherin geübt werden, indem über einen längeren Zeitraum immer wieder im Karaoke-Raum trainiert wird. Jede Lesesequenz der professionellen Sprecherin kann in drei Geschwindigkeitsstufen mitgelesen werden, sodass die Kinder das Tempo individuell langsam steigern oder direkt beschleunigen können, wenn sie lesestärker sind. Dabei zeichnen die Schülerinnen und Schüler auch ihre eigenen Leseproben auf und speichern sie für die Lehrkräfte ab. So können Sie als Lehrkraft über einen Zeitraum hinweg die Entwicklungsfortschritte erfassen und beobachten, wie ihre Schülerinnen und Schüler zunehmend sicherer und kompetenter werden.

Darauf aufbauend bietet LeOn Ihnen die Möglichkeit, für die Schülerinnen und Schüler Aufgaben zum Leseverstehen einzustellen und Lesestrategiestrainings anzubahnen. Außerdem können in einem Studio mit einem digitalen „Vier-Spur-Rekorder“ selbst Vertonungen von Texten vorgenommen werden, z.B. in Form von Podcasts, Hörspielen, Szenischen Lesungen u.v.m. Dafür steht auch eine Datenbank mit Geräuschen und Tönen zur Verfügung, aus der die Kinder frei wählen können, um ihre Hörstücke lebendig zu gestalten. Insofern gelingt hier auch ein handlungs- und produktionsorientierter Lese- und Literaturunterricht.

 

Alles im Blick: Der Lehrkräftebereich

Als Lehrkraft haben Sie vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, wie LeOn für Ihre Klasse aussehen soll: Der Lehrkraftbereich führt alle Stränge von LeOn zusammen und bietet Ihnen einen schnellen und übersichtlichen Einblick in sämtliche Vorgänge. Hier können Sie die Tätigkeiten Ihrer Schülerinnen und Schüler individuell gestalten, koordinieren und beaufsichtigen. Über den Aufgabenraum versenden Sie schnell und effizient Arbeitsaufträge und Hinweise an Ihre Schülerinnen und Schüler. Mit der Funktion „Wer ist wo?“ erkennen Sie auf einen Blick, wo sich welches Kind in LeOn aufhält.

 

Ausblick

Bereits wenige Monate nach dem Start von LeOn haben sich über 2/3 der Grundschulen in NRW registriert. Bis zum Ende des Schuljahrs dürfte diese Zahl noch weiter steigen. Mit Blick auf zukünftige Weiterentwicklungen ist eine deutliche Ausweitung der Leselernbibliothek geplant, insbesondere auch für die Jahrgangsstufen 5/6.

Dabei entstehen an den Schulen aktuell Förderpläne und viele „Best Practice-Beispiele“ zur Arbeit mit LeOn, die über die Fachoffensive Deutsch in den nächsten Monaten veröffentlicht werden. Darüber hinaus wollen zahlreiche Schulen ihre Lehrerinnen und Lehrer an den nächsten pädagogischen Tagen mit LeOn vertraut machen. Das Schulministerium unterstützt dabei mit Fachberaterinnen und Fachberatern der Fachoffensive Deutsch und mit Medienberaterinnen und Medienberatern.

 

Weitere Informationen zur Arbeit mit LeOn finden Sie auf der Seite https://www.leon-nrw.de.

 

Autorinnen und Autoren: Elisabeth Kunze, Laura Hüser, Edita Rehberg, Jutta Dämmer & Michael Krelle; TU Chemnitz

Zum Weiterlesen

Stanat, P., Schipolowski, S., Schneider, R., Sachse, K. A., Weirich, S., & Henschel, S. (Hrsg.). (2022). IQB-Bildungstrend 2021. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Waxmann.

Bos, W., Lankes, E.-M., Prenzel, M., Schwipper, K., Walther, G. & Valtin, R. (2003).  Erste Ergebnisse aus IGLU. Schülerleistungen am Ende der vierten Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Münster: Waxmann.

Hurrelmann, B. (2002). Leseleistung – Lesekompetenz. In: Praxis Deutsch, Heft 176, S. 6 ff.