Medienscouts NRW gegen Mobbing
Wie kann ich mich sicher in den sozialen Netzwerken bewegen? Ab wann ist mein Handykonsum zu viel? Und was kann ich tun, wenn ich Fälle von Mobbing beobachte? Das Projekt Medienscouts NRW unterstützt Kinder und Jugendliche bei diesen Themen.
[Schule NRW 05-21]
Als Peer-Education-Projekt werden einzelne Schülerinnen und Schüler geschult und stehen dann als Beratungs- und Informationsanlaufstelle für Gleichaltrige zur Verfügung. Das Projekt »Medienscouts NRW« ist ein Angebot der Landesanstalt für Medien NRW und dem Ministerium für Schule und Bildung. Es unterstützt Schulen dabei, präventiv Probleme wie Cybermobbing, Hate Speech, Datenmissbrauch oder exzessive Mediennutzung im schulischen Alltag aufzugreifen und zu bearbeiten.
Geschulte Jugendliche beraten als Medienscouts Schülerinnen und Schüler bei ihrer Mediennutzung und beantworten ihnen die Fragen, die sich ihnen rund um die Themen Smartphone-Nutzung, Soziale Netzwerke, Internet & Co. stellen. Schülerinnen und Schüler lernen und vermitteln in diesem Projekt Kompetenzen, die Voraussetzung für einen sicheren, fairen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien essentiell sind. Durch das Peer-to-Peer Prinzip entsteht so eine neue Form des Lehrens und Lernens, eine jugendgerechte Vermittlung von Medienkompetenz und schließlich Beratungsangebote, die sich an den wirklichen Problemen und Bedarfen der Jugendlichen orientieren.
Bei der Ausbildung zum Medienscout erweitern Schülerinnen und Schüler ihre eigene Medienkompetenz und erwerben entsprechendes Wissen, sie erhalten einen Überblick über Handlungsmöglichkeiten sowie das Reflexionsvermögen für einen sicheren, kreativen, verantwortungsvollen und selbstbestimmten Medienumgang. Durch die Vermittlung dieser Aspekte an Mitschülerinnen und Mitschüler soll zudem die Sozialkompetenz der Medienscouts gefördert werden. Eine Aufgabe der Medienscouts kann auch darin bestehen, ein entsprechendes Beratungs- und Informationssystem für andere Mitschülerinnen und Mitschüler aufzubauen und innerhalb dieser Angebote zielgruppenorientiert und adäquat reagieren zu können.
Wichtig für die Arbeit der Medienscouts ist es, sowohl selbst das entsprechende Wissen bezüglich des Umgangs mit Medien zu besitzen und dieses weitergeben zu können, als auch die Fähigkeit zu entwickeln, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich bei Bedarf externe Hilfe holen zu können. Deswegen werden pro Schule bis zu vier Schülerinnen und Schüler zu Medienscouts und jeweils zwei Lehrerinnen und Lehrer zu Beratungslehrkräften an insgesamt fünf Workshop-Tagen ausgebildet.
Inhaltliche Schwerpunktthemen der Ausbildung sind: Internet und Sicherheit, Soziale Netzwerke, Smartphone, Digitale Spiele, Beratungskompetenz, Kommunikationstraining und Soziales Lernen.
Sollten die Beratungslehrkräfte bei schwierigen Fragen nicht weiterhelfen können, haben sie die Möglichkeit, sich an ein Team von Expertinnen und Experten der Landesanstalt für Medien NRW zu wenden.
Jugendliche und Erwachsene arbeiten gemeinsam. Das ist das prägende Prinzip, das sich durch die ganze Ausbildung zieht: Die klassische Rollenverteilung zwischen Lehrenden und Lernenden wird aufgehoben. Für die Lehrkräfte im Projekt ergibt sich dadurch die Möglichkeit, authentischere und direktere Einblicke in die Medienwelt und -nutzung der Jugendlichen nehmen und die Potenziale und die Relevanz digitaler Medien für den Alltag von Jugendlichen zu erleben und verstehen zu lernen. Das ist eine ganz wichtige Erfahrung.
Die Jugendlichen hingegen werden als Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebenswelt ernst genommen, da sie in vielen Bereichen Wissensvorsprünge gegenüber den Erwachsenen haben und neben den Problemen und Risiken im Umgang mit digitalen Medien auch gute Gründe für deren Nutzung in die Diskussionen einbringen können. Auch wird die Hürde für Kinder und Jugendliche niedriger, wenn sie sich bei Fragen an ihre Altersgenossen wenden können. Wir wissen, dass etwa Gleichaltrige eine wichtige Bezugsgruppe und einen entscheidenden Sozialisationsfaktor für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen darstellen. Die Peer-Group hat dabei auch einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss. Die (jungen) Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, das heißt die Jugendlichen, die ihr Wissen weitergeben, können als Vorbild wirken und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit schwierigen Situationen und Themen aufzeigen.
Trotz der genannten Vorteile stößt der Ansatz der Peer Education an Grenzen. Einige Themenbereiche können und dürfen nicht von Kindern und Jugendlichen alleine vermittelt und verantwortet werden. So sind zum Beispiel Fragen zur oder die Konfrontation mit psychischer und physischer Gewalt oder anderen Straftatbeständen in die Hände von Erwachsenen zu legen. Aus diesem Grund ist es für die Medienscouts wichtig, dass ihnen erwachsene Ansprechpersonen zur Verfügung stehen.
Die ausgebildeten Medienscouts erfüllen an den Schulen dann folgende Aufgaben: Die Informationsangebote der Medienscouts helfen einen fairen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien zu erlernen und dabei die Rechte und die Persönlichkeit anderer zu respektieren. Bei Problemen, etwa mit Urheberrechten oder mit persönlichen Daten oder bei Fällen von Beleidigungen, übler Nachrede oder Cybermobbing in sozialen Netzwerken, können die Medienscouts Unterstützung geben, wie mit der Situation umzugehen ist. Dabei ist es wichtig, dass sie gelernt haben, ihre eigenen Grenzen zu kennen und einzuschätzen. Sie müssen abwägen, wann eine Straftat vorliegt oder wann aus einer »einfachen« Beleidigung reales Cybermobbing wird. Mit den Beratungslehrkräften stehen ihnen dann Ansprechpersonen zur Seite, die unterstützen können oder wissen, an welche Anlaufstellen sie sich wenden können.
Die Arbeit der Medienscouts und der Beratungslehrkräfte für den Bereich Medien ist keine isolierte Aktion, sie ist eine bewusste Entscheidung einer Schule , sich den Herausforderungen digitaler Medien aktiv zu stellen. Medienscouts sind eingebunden in eine Gesamtstrategie von Schulen, deren Schwerpunkt auch darauf liegt, das alltägliche Leben und Lernen mit digitalen Medien zu gestalten.
Die »Medienscouts NRW«-Ausbildung richtet sich schulformübergreifend an Schülerinnen und Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe.
Seit dem Start im Jahr 2011 konnte die Landesanstalt für Medien NRW an rund 900 Schulen, über 4.300 Schülerinnen und Schüler und mehr als 1.700 Beratungslehrkräfte in dem Projekt qualifizieren. Zum Erfolg des Projekts trägt eine Vielzahl wichtiger Partner in den Kommunen wie die Medienzentren, die Kompetenzteams, die Regionalen Bildungsbüros, Schulämter, Jugendämter sowie die Polizei- und Suchtprävention bei.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.medienscouts-nrw.de/
Haben Sie Interesse am Projekt Medienscouts NRW? Möchten Sie vielleicht auch Medienscout-Schule werden oder haben konkrete Fragen?
Victoria Hellberg vom Projektbüro Medienscouts NRW bei der Landesanstalt für Medien NRW hilft Ihnen gerne weiter: medienscouts[at]medienscouts-nrw.de (medienscouts[at]medienscouts-nrw[dot]de)
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