Ministerin Feller: Wir müssen Probleme klar benennen, um ihnen wirksam zu begegnen
Erste Ergebnisse der Unterrichtsstatistik für das erste Halbjahr 2023/24: Mehr Ausfall, aber auch mehr Unterricht als 2018/19
Das Ministerium für Schule und Bildung teilt mit:
Die öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen konnten im ersten Schulhalbjahr 2023/24 pro Klasse und Woche durchschnittlich mehr Unterricht anbieten als vor fünf Jahren – obwohl in diesem Zeitraum insgesamt 4,7 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos ausgefallen sind. Schulministerin Dorothee Feller erläutert: „Jede Unterrichtsstunde, die ausfällt, fehlt unseren Schülerinnen und Schülern. Unser Arbeitsauftrag bleibt daher klar: Wir müssen mehr Personal für unsere Schulen gewinnen, damit mehr Unterricht erteilt werden kann. Unsere flächendeckende Erhebung zeichnet ein realistisches Bild. Wir erfassen das Unterrichtsgeschehen und den Unterrichtsausfall so systematisch und transparent wie kaum ein anderes Bundesland. Damit sorgen wir vor allem gegenüber Schülerinnen, Schülern, Eltern und unseren Lehrkräften für Klarheit. Wir scheuen nicht davor zurück, die Probleme klar zu benennen, um ihnen wirksam zu begegnen! Deshalb werden wir regelmäßig und umfassend über das Unterrichtsgeschehen an unseren Schulen berichten.“
Die flächendeckende Erhebung des Unterrichtsausfalls war zum Schuljahr 2018/19 eingeführt worden. Ein erstes landesweites Schlaglicht hatte für das erste Schulhalbjahr 2018/19 ergeben, dass damals insgesamt 3,3 Prozent des Unterrichts ersatzlos ausgefallen waren. Der Gesamtbericht für das Schuljahr 2018/19, der bereits einen Anstieg des Unterrichtsausfalls auf 3,9 Prozent erkennen ließ, ist anschließend ebenso wie ein Bericht für das erste Halbjahr 2019/20 nicht veröffentlicht worden. Im zweiten Halbjahr 2019/20 wurde die Erhebung aufgrund der Pandemie vollständig ausgesetzt.
Seit Beginn des laufenden Schuljahres wird an allen öffentlichen Gymnasien, Grund-, Haupt-, Real-, Gesamt-, Sekundar-, Gemeinschafts-, PRIMUS- sowie an Förderschulen für Lern- und Entwicklungsstörungen der erteilte und ausgefallene Unterricht wieder erfasst. Die Schulen wurden frühzeitig über das Prozedere informiert. Die Rückmeldequote beträgt über alle Schulformen hinweg 100 Prozent. Für das erste Halbjahr 2023/24 liegen folgende Ergebnisse vor:
2018/19 | 2023/24 | |
Unterricht gemäß Stundenplan | 83,0 % | 78,3 % |
Unterricht in besonderer Form | 5,0 % | 5,3 % |
Vertretungsunterricht bei unveränderter Lerngruppe | 5,9 % | 8,1 % |
Vertretungsunterricht bei veränderter Lerngruppe | 1,3 % | 1,6 % |
Distanzunterricht | – | 0,5 % |
Eigenverantwortliches Arbeiten (EVA) | 1,5 % | 1,5 % |
Ersatzloser Unterrichtsausfall | 3,3 % | 4,7 % |
Beim Unterricht in besonderer Form handelt es sich zum Beispiel um Schulfahrten, Exkursionen, Projekttage, Praktika, Wettbewerbe, Schul- oder Sportfeste. Im Vertretungsunterricht ist von einer veränderten Lerngruppe die Rede, wenn Klassen aufgeteilt oder zusammengelegt werden. Distanzunterricht wird auf Grundlage der entsprechenden Verordnung insbesondere bei Unwetterlagen erteilt. Beim Eigenverantwortlichen Arbeiten (EVA) in der Sekundarstufe II setzen sich Schülerinnen und Schüler selbständig mit Inhalten auseinander, wodurch sie auf dem Weg zum Abitur das wissenschaftliche Arbeiten einüben. Zu den Ursachen für ersatzlosen Unterrichtsausfall zählen neben kurzfristigen Personalausfällen etwa auch Konferenzen und Dienstbesprechungen der Lehrkräfte während der Schulzeit sowie verkürzte Schultage vor den Ferien, nach Zeugnisausgaben sowie an Einschulungstagen. Die genauen Gründe für den Unterrichtsausfall werden in der Detailerhebung dokumentiert, an der sich alle Schulen für jeweils zwei Wochen im Schuljahr beteiligen. Die Ergebnisse dieser Detailerhebung werden mit dem Gesamtbericht für das Schuljahr 2023/24 im 4. Quartal vorliegen.
Neben dem erhöhten Unterrichtsausfall zeigen die Meldungen der Schulen für das erste Halbjahr 2023/24 zugleich ein Plus bei den angesetzten und erteilten Unterrichtsstunden: So waren von Klasse 1 bis 10 durchschnittlich 1,8 Prozent mehr Unterrichtsstunden pro Klasse und Woche angesetzt als noch vor fünf Jahren. Damit verbleibt nach Abzug der höheren Ausfallrate immer noch ein Mehr an Unterricht.
Dass im Fünfjahresvergleich mehr Unterrichtsstunden ausgefallen sind, ist unter anderem auch auf zwei Sondereffekte zurückzuführen: Zum einen stand den Schulen im ersten Schulhalbjahr 2023/24 ein zusätzlicher pädagogischer Tag zur Verfügung, um die Konzepte für das Lehren und Lernen in der digitalen Welt weiterzuentwickeln. Solche pädagogischen Tage sind wichtig für die Fortentwicklung von gutem Unterricht, schlagen sich jedoch hochgerechnet auf das gesamte Schulhalbjahr mit bis zu einem Prozent in der Statistik nieder. Zum anderen war den Daten des Robert-Koch-Instituts zufolge die Inzidenz der akuten Atemwegsinfektionen von Oktober bis Dezember 2023 mehr als 50 Prozent höher als im Vergleichszeitraum 2018, was über mehrere Wochen hinweg zu einem erhöhten Krankenstand der Lehrkräfte geführt haben dürfte.
„Auch wenn ein Teil der mehr ausgefallenen Unterrichtsstunden auf Sondereffekte zurückzuführen ist, werden wir uns den Gesamtbericht für das Schuljahr 2023/24 sehr genau ansehen und überall, wo möglich, gemeinsam mit der Schulaufsicht gegensteuern“, so Ministerin Feller, die deutlich machte: „Für mehr Unterricht brauchen wir mehr Lehrkräfte. Die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz, künftig zum Beispiel auch Ein-Fach-Lehrkräfte zu qualifizieren und den Master of Education für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger zu öffnen, können hierzu mittelfristig einen Beitrag leisten. Kurzfristig helfen vor allem Lehrkräfte, die zeitweilig an unterversorgte Schulen abgeordnet werden, um dort die Unterrichtsversorgung sicherzustellen, Unterrichtsausfall zu vermeiden und im ganzen Land faire Bildungschancen zu ermöglichen.“
Darüber hinaus setzt das Schulministerium unter anderem weiterhin auf die Unterstützung von Alltagshelferinnen und Alltagshelfern, von denen inzwischen fast 1.400 an Grund- und Förderschulen tätig sind. Ministerin Feller kommentiert: „Ich freue mich sehr, dass bereits so viele Menschen das Angebot angenommen haben, unsere Lehrkräfte zu unterstützen. Gerne haben wir diesen Vorschlag, der bei Schulbesuchen an mich herangetragen wurde, umgesetzt. Die Rückmeldungen, die wir aus den Grund- und Förderschulen erhalten, sind durchweg positiv. Deshalb haben wir vor, das Modell auf die Klassen 5 und 6 der weiterführenden Schulen auszuweiten. Das bringt weitere wirksame Entlastung für unsere Lehrkräfte.“
Die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen dafür sollen mit einer Fortschreibung des Handlungskonzepts geschaffen werden, auf dessen Grundlage die Personalausstattung der Schulen vom Dezember 2022 bis zum Dezember 2023 bereits um rund 3.900 zusätzlich besetzte Stellen verbessert werden konnte.
Bei Bürgeranfragen wenden Sie sich bitte an: Telefon 0211 5867 40.
Bei journalistischen Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Schule und Bildung, Telefon 0211 5867 3505.
Dieser Pressetext ist auch verfügbar unter www.land.nrw
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