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Staatssekretär Richter: Wir brauchen eine passgenaue und klar strukturierte Lehrerfortbildung

Evaluation der Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen

Evaluation der Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen

28.10.2019

Staatssekretär Mathias Richter hat im Ministerium für Schule und Bildung in Düsseldorf einen Bericht zur Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen entgegengenommen und den Mitgliedern der beauftragten Expertengruppe für ihre grundlegende Arbeit gedankt: „Die Stellungnahme zeigt deutlich den Entwicklungsbedarf der nordrhein-westfälischen Lehrerfortbildung auf. Wir werden den Bericht nun sorgfältig auswerten und die notwendigen Schritte einleiten. Die Landesregierung ist angetreten, um die Lehrerfortbildung zu erneuern. Denn für beste Bildung braucht es beste Fortbildungsangebote für unsere Lehrerinnen und Lehrer.“

Schulministerin Yvonne Gebauer hatte unmittelbar nach Amtsantritt 2017 eine umfassende Evaluation der Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben. Hierzu haben Akteure sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrerfortbildung in qualitativen Interviews und in einer Online-Befragung über ihre Erfahrungen berichtet. Die Ergebnisse der Interviews und der Befragung wurden dann der Expertengruppe zur weiteren Auswertung übergeben, um Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Lehrerfortbildung zu erarbeiten.

Mitglieder der Expertengruppe sind Prof. Dr. Dieter Gnahs (Universität Duisburg-Essen), Joachim Jung-Sion (Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung Rheinland-Pfalz), Prof. Dr. Hans Anand Pant (Humboldt-Universität zu Berlin, Deutsche Schulakademie), Prof. Dr. Herbert Altrichter (Johannes Kepler Universität Linz), Dr. Kerstin Baumgart (Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien).

Die wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen der Expertengruppe im Einzelnen:

Steuerung der Lehrerfortbildung

Grundlegende Aufgabe der Lehrerfortbildung ist die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Qualität von Schule und Unterricht. Dazu muss der Fortbildungsbedarf der Lehrerinnen und Lehrer vor Ort erfasst werden. Gleichzeitig ist die Lehrerfortbildung für das Land ein wichtiges Instrument, um Neuerungen und Veränderungen in der Schullandschaft bekannt zu machen und voranzutreiben. Hierzu empfiehlt die Expertengruppe ein umfassendes quantitatives und qualitatives Monitoring, mit dem der Fortbildungsbedarf und die Qualität der Angebote systematisch erfasst werden.

Organisation der Lehrerfortbildung

Ein zentraler Kritikpunkt der Befragten ist eine zu komplexe Struktur der nordrhein-westfälischen Lehrerfortbildung mit zu vielen Akteuren (Ministerium, Bezirksregierungen, Landesinstitut QUA-LiS, Kompetenzteams bei den Schulämtern, Schulen) und oft unklaren Zuständigkeiten. Die Empfehlungen zielen auf eine dynamische Weiterentwicklung des Systems. Auf Landesebene müsse eine Instanz mit zentraler Steuerungsfunktion gestärkt und durch regionale Fortbildungsakteure unterstützt werden.

Qualität der Fortbildungsangebote

Die Qualität und Wirksamkeit von Fortbildung steht und fällt mit der Frage, ob wissenschaftlich gesicherte und praktisch bewährte Impulse auch Eingang in den Alltag von Schule und Unterricht finden. Kritisiert wird vielfach, dass der individuelle Fortbildungsbedarf von Schule und Lehrkräften nicht ausreichend berücksichtigt wird. Außerdem gibt es Entwicklungsbedarf in Bezug auf die Dauer der Angebote. Empfohlen werden mehrtätige Veranstaltungen mit wechselnden Lern- und Anwendungsphasen. Die Expertengruppe empfiehlt ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um Fortbildungsnutzen und Fortbildungskosten zu optimieren, darunter eine langfristige Planung der Fortbildungsaktivitäten, die Reservierung einer festen Woche für Fortbildungszwecke oder auch die stärkere Nutzung digitaler Fortbildungskonzepte.

Qualifizierung der Fortbildungskräfte

Ein weiteres Kapitel des Berichts betrifft die Qualifizierung der Fortbildungskräfte. Gegenwärtig werden Lehrerinnen und Lehrer für eine Tätigkeit in der Lehrerfortbildung in der Regel in einem Umfang von zwei bis fünf Unterrichtsstunden entlastet. Es ist zwar grundsätzlich richtig und wünschenswert, dass Fortbildungskräfte praktische Unterrichtserfahrungen aufweisen. Entscheidend sei aber auch, dass Fortbildungskräfte genügend Zeitressourcen bekommen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Und natürlich muss eine professionelle Qualifizierung gewährleistet sein. Eine Tätigkeit in der Lehrerfortbildung muss außerdem die Möglichkeit bieten, beruflich aufzusteigen.

Fortbildungskultur an den Schulen

Vielfach wird die staatliche Lehrerfortbildung von den Befragten als zu starr und unflexibel wahrgenommen. Das Fortbildungsbudget für externe Anbieter sollte nach Ansicht der Expertengruppe ziel- und zweckgebunden vergeben werden. Dabei sind die individuellen Bedingungen der einzelnen Schule zu berücksichtigen.

Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern

Aktuelle Studien haben u. a. gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler – zumindest für eine Reihe von Qualitätsdimensionen – die Qualität des Unterrichts zuverlässig und differenziert beschreiben können. Daher sollten die Schulen auch Schülerbefragungen durchführen, um den Fortbildungsbedarf einer Schule aus Schülersicht zu ergänzen. Dieses Instrument könnte in Nordrhein-Westfalen noch stärker zum Einsatz kommen.

Abschließend betonte Staatssekretär Mathias Richter: „Das Ministerium für Schule und Bildung wird nun umgehend einen intensiven Diskussions- und Beteiligungsprozess starten, um die Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen einer grundlegenden Reform zu unterziehen. Dabei müssen wir auch die bisherigen Strukturen der Lehrerfortbildung auf den Prüfstand stellen. Das wird nicht von heute auf morgen zu schaffen sein. Aber es ist notwendig, denn unsere Schulen brauchen eine passgenaue und klar strukturierte Lehrerfortbildung.“ In einem ersten Schritt sollen die Ergebnisse der Evaluation den Hauptpersonalräten und den Bezirksregierungen vorgestellt werden.

Den vollständigen Bericht können Sie im Bildungsportal unter www.schulministerium.nrw.de abrufen.

 

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Schule und Bildung, Telefon 0211 5867-3505.

Dieser Pressetext ist auch über das Internet verfügbar unter der Internet-Adresse der Landesregierung www.land.nrw

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