"Prüfen, Rufen, Drücken" – Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen
Stärkung der Wiederbelebungskompetenz bei Schülerinnen und Schülern
Da eine ersthelfende Person erheblich die Überlebensquote im Notfall verbessert, sollen auch Schülerinnen und Schüler eine Wiederbelebungskompetenz erwerben können. Auch ungeübte Laien können die Überlebenschancen ganz leicht verdoppeln oder sogar verdreifachen.
Ein plötzlicher Herzstillstand eines Menschen erfordert schnelles Eingreifen. Die Überlebensraten sind nach einem Herzstillstand sehr niedrig, insbesondere dann, wenn Umstehende nicht in der Lage sind, grundlegende lebenserhaltende Maßnahmen zu ergreifen. Schülerinnen und Schüler zu befähigen, lebensrettende Maßnahmen bei Herzstillstand zu leisten, kann nicht nur Leben retten, sondern auch die Laienreanimationsquote in einem Land dauerhaft erhöhen. Die Schülerinnen und Schüler tragen dazu bei, das Wissen darüber zu verbreiten, wie man auf Herzstillstände reagiert, indem sie das Gelernte zum Beispiel mit ihren Familienangehörigen teilen. Dadurch erhält die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern in Wiederbelebung eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung.
Ein Herzstillstand unterbricht die Sauerstoffversorgung des Gehirns, und innerhalb von fünf Minuten kann es zu Hirnschäden kommen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, um dem Betroffenen zu helfen. Der effektivste Weg, um Hirnschäden vorzubeugen, besteht darin, die Sauerstoffversorgung wiederherzustellen, indem sofort mit grundlegenden lebenserhaltenden Maßnahmen begonnen wird. Wenn Umstehende mit den grundlegenden lebenserhaltenden Maßnahmen beginnen und diese fortsetzen können, bis der Rettungsdienst eintrifft, erhöhen sich die Überlebenschancen und die Vermeidung langfristiger Hirnschäden erheblich. Nach dem Prinzip ‚Prüfen, Rufen, Drücken’ können Kinder und Jugendliche bei der Unterstützung von Patienten mit Herzstillstand eine wichtige Rolle spielen. Zunächst ist zu prüfen, ob der Betroffene noch ansprechbar ist oder noch normal atmet. Dann sollte der Rettungsdienst gerufen und sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Diese sorgt dafür, dass das Blut weiter zirkuliert und die Organe mit Sauerstoff versorgt bis der Rettungsdienst eintrifft.
Die Landesregierung hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, eine qualitativ hochwertige Grundausbildung in Wiederbelebung für alle Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen zugänglich zu machen. Die Ausbildung in Wiederbelebung gibt jungen Menschen Sicherheit, in solchen Ausnahmesituationen ohne Angst entschlossen und bewusst Wiederbelebungsmaßnahmen anzuwenden. Das hat auch die Auswertung des Modellprojektes ‚Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen‘ gezeigt. Im Alter von 10-12 Jahren können Kinder bereits eine Thoraxkompression bis in effektive Tiefen durchführen und ein ausreichendes Maß an Belüftung erreichen.
Nach Abschluss des Projektes im Jahr 2020 wurden die entwickelten Materialien allen Schulen zur Verfügung gestellt. Seitdem konnten rund 750 Schulen mit Reanimationsphantomen versorgt und zahlreiche Schulungen durchgeführt werden. Ziel ist nunmehr, die Laienreanimation ab Klasse 7 an allen allgemeinbildenden Schulen einzuführen und so die Wiederbelebungskompetenz von Schülerinnen und Schülern, Lehrerkräften sowie allen weiteren am Schulleben beteiligten Fachkräften weiter auszubauen.
Dazu werden Lehrkräfte spezifisch didaktisch geschult, damit sie den Wiederbelebungsunterricht leichter in ihrer Schule implementieren können. Ein Laienreanimationstraining an Schulen lässt sich effektiv und mit wenig Aufwand für Lehrkräfte einführen. Dazu arbeitet das Ministerium für Schule und Bildung eng dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW zusammen sowie mit den ärztlichen Partnern der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Deutschen Rats für Wiederbelebung – German Resuscitation Council (GRC) und den Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz, der Unfallkasse NRW und der Betriebskrankenkassen. Unterstützt werden die Schulen auch durch die Bezirksregierungen.
Die jährliche „Woche der Wiederbelebung“ im September sowie der „Tag der Wiederbelebung“ am 16. Oktober sollen genutzt werden, um mit einer Schulaktion für das Thema zu werben. „Gemeinsam wollen wir ein Bewusstsein für das Thema schaffen und möglichst viele Menschen regelmäßig in Reanimationsmaßnahmen schulen, um im Falle eines beobachteten Herz-Kreislauf-Stillstandes schnell und gekonnt helfend einzugreifen zu können“, so Ministerin Dorothee Feller. „Wenn Menschen als Kinder lernen, die Maßnahmen der Wiederbelebung zu beherrschen, wird langfristig der Anteil an geschulten Personen der Gesellschaft steigen, die im Notfall bereit und Willens sind, effektiv zu helfen.“
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