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Volles Programm für die Musik

[Schule NRW 12-23]

Von Jung bis Alt und von der Breite bis in die Spitze – die Landesmusikakademie NRW bietet für alle Musikbegeisterten zahlreiche Angebote. Inwiefern die Akademie mehr ist als eine reine Bildungsstätte, verrät uns die Direktorin der Einrichtung, Antje Valentin, im Interview.

 

Portrait Antje Valentin

Schule NRW: Frau Valentin, seit 2011 leiten Sie die Landesmusikakademie NRW. Was macht die Musikakademie aus Ihrer Sicht aus – und welche Bedeutung hat sie für Nordrhein-Westfalen?

Antje Valentin: Die Landesmusikakademie ist seit 1989 die landeszentrale Einrichtung zur musikalischen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mein Team und ich betrachten die Akademie in Heek als Zentrale – auch wenn das vielleicht auf den ersten Blick etwas abwegig klingen mag, da sie am Rande des Landes in der Nähe von Enschede im Münsterland nicht in dem Sinne zentral liegt. Sie ist eine Heimat der Jugendensembles NRW und Probenort für Orchester, Chöre und musizierende Gruppen jeder Art. Sie ist außerdem Knotenpunkt für musikalische Arbeit und realisiert als Kooperationspartnerin zahlreiche Projekte im ganzen Land.

Wir vernetzen Netzwerke. So sind wir zum Beispiel Ausbildungspartner vom Chorverband NRW, dem 3.000 Chöre angehören. Und wir kooperieren mit zahlreichen Musikschulen und Musikhochschulen, mit Kitas oder zum Beispiel dem Vokalmusikzentrum NRW.

 

Das sind dann ja wirklich zahlreiche Kooperationen und Partnerschaften…

Ja, das stimmt. Zusätzlich fühlen wir uns auch für diejenigen verantwortlich, die nicht vereinsgebunden musikalisch aktiv sind und Musik als Hobby haben. Hier entwickeln wir mit Verbänden und Impulsgebern viele Amateurprogramme.

Unsere musikpädagogischen Angebote richten sich an alle, die mit Menschen jeglicher Altersgruppe, vom Kita-Kind bis zu Seniorinnen und Senioren, arbeiten. Oft sind das Musikschullehrerinnen und -lehrer. Seit 2017 bauen wir verstärkt unsere Angebote für Kitas mit dem Netzwerk Kitamusik NRW aus. Und auch für den schulischen Bereich gibt es geeignete Schulungen und Programme insbesondere für fachfremde Lehrkräfte. Die Landesmusikakademie bietet also Angebote durch die ganze Lebensspanne und von der Amateurin/dem Amateur bis zum Profi an. Alle Kurse sind offen und in der Regel voraussetzungslos.

 

Sie haben bereits kurz die Arbeit im schulischen Bereich erwähnt –  können Sie noch etwas mehr von diesen Angeboten berichten?

Ja, natürlich. Da gibt es das Programm JeKits, für das Fortbildungen bei uns fest etabliert sind.  Die Abkürzung steht für „Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“. Ziel ist, die musikalische beziehungsweise tänzerische Bildung an Grund- und Förderschulen zu stärken. Wir als Landesmusikakademie sind dabei maßgeblich für die Qualifizierung der JeKits-Lehrkräfte aus Musik- und Tanzschulen und der beteiligten Grundschullehrkräfte zuständig. Wir bereiten die Musikschulpädagoginnen und -pädagogen zum Beispiel auf den Umgang mit ganzen Klassen und weitere didaktische Herausforderungen vor.

Am Herzen liegt mir außerdem die Schulung der Musikmentorinnen- und -mentoren. Die Idee ist 2019 entstanden, gefördert werden soll der musikpädagogische Nachwuchs. Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren, die an ihrer Schule im besten Sinne musikalisch aufgefallen sind, kommen an fünf Wochenenden in der Akademie zusammen. Sie werden hier im Bereich der Bandarbeit, der Chor- oder Orchesterleitung, der App-Music oder der Tontechnik gefördert. Die jungen Menschen machen zum Beispiel auch Filmmusik.

 

Was gehört außerdem zu der Schulung der Musikmentorinnen- und -mentoren?

Daneben wird in Grundlagenfächern wie der Musiktheorie oder einer Einführung in die Basics der Gruppenleitung ein wissenschaftlicher und pädagogischer Hintergrund vermittelt – immerhin sollen die Wochenenden auch eine Art Vorbereitung auf ein musikpädagogisches Studium sein. Die Schülerinnen und Schüler wenden das an der Akademie Gelernte an ihren Schulen an und führen ein Projekt durch. Durch den Peer-Ansatz wird das Wissen weitergetragen und werden Impulse für die Musik verstärkt.

Der nächste Durchgang startet übrigens bald: Bis zum 19. Januar 2024 können sich interessierte Schülerinnen und Schüler noch bewerben. In diesem Zusammenhang ist mir auch noch ganz wichtig zu erwähnen, dass das Programm für alle Schulformen offen ist! Auch zum Beispiel das Notenlesen ist nicht zwingend erforderlich. Es gibt keinerlei Aufnahmeprüfung; einzige Voraussetzung ist ein Motivationsschreiben und die Empfehlung einer Lehrkraft. 

 

Gibt es ein Beispiel aus dem schulischen Bereich, an das Sie sich besonders gerne erinnern?

Ein inspirierendes Beispiel ist ein junger Mann aus Syrien, der 2020 an der Musikmentorinnen- und -mentorenschulung teilgenommen hat. Wegen Corona mussten wir die Angebote weitestgehend online durchführen. Der Abschluss konnte aber zum Glück in Präsenz stattfinden. Hierbei hat uns der junge Mann auf der arabischen Kurzhalslaute Oud vorgespielt – er ist ein echter Künstler auf dem Instrument. Nach der Schulung hat er ein Musikpädagogikstudium als Gitarrenlehrer begonnen, was mich unheimlich stolz gemacht hat.

Diese Erfolgsgeschichte ist für mich auch so besonders, weil es mein persönliches Ziel ist, ergänzende Lehrgänge für Instrumente anzubieten, für die es oftmals gar keine Ausbildung gibt. Und die Kinder, die dann Musikunterricht für die Instrumente ihrer Herkunftsländer bekommen, hätte ich wiederrum gerne in der Schulung der Musikmentorinnen- und -mentoren. So würden wir auch hier noch vielfältiger werden, was die Musikkulturen angeht.

 

Jetzt haben Sie bereits ein persönliches Ziel in der Förderung interkultureller Musikpädagogik erwähnt… Was wünschen Sie sich darüber hinaus für die Arbeit der Landesmusikakademie in der Zukunft?

Wir werden institutionell vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen gefördert. Ich hoffe, dass die Förderung auch weiterhin ausreicht; die generelle Kostensteigerung macht auch uns Sorgen.

Inhaltlich wünsche ich mir, dass die Akademie noch bekannter wird und auch vom Schulbereich stärker wahrgenommen wird. Es wäre schön, wenn die Schulen ihre Lehrkräfte ermutigen, zu uns zu kommen und dies mit ihrem Fortbildungsbudget ermöglichen. Momentan sind wir noch kein fester Bestandteil von Schulfortbildungen, das würden wir gerne ändern und in diesem Bereich ergänzend arbeiten.

Worauf ich mich sehr freue, ist, dass die Akademie auch in Zukunft weiter Gemeinschaftserlebnisse durch Musik herbeiführen wird. Besonders durch die Community Music, bei der mit hochdiversen Gruppen musiziert wird – bezogen auf Alter, Herkunft und Sprache. Solche Gemeinschaftserlebnisse sind gesellschaftspolitisch gesehen sehr wichtig und tragen dazu bei, die Gesellschaft zu verbinden.

 

Das Interview führte Franziska Kassing, Ministerium für Schule und Bildung NRW.

Die Landesmusikakademie NRW

Die Landesmusikakademie NRW erhält eine institutionelle Förderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen. Das Ministerium für Schule und Bildung NRW fördert speziell die Musikmentorinnen und -mentorenschulung. Für den nächsten Durchgang der Schulung in Heek, die an fünf Wochenenden beginnendvom 2. bis 4. Februar 2024 stattfindet, können sich interessierte Schülerinnen und Schüler noch bis zum 19. Januar 2024, 10 Uhr, unter folgendem Link bewerben: https://lma-nrw.de//termindaten/2164/

Die Musikakademie ist nach dem Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz anerkannt. Freistellungen von der Arbeit für Fortbildungen sind somit unter Fortzahlung des Gehalts möglich.

Weitere Informationen unter: https://lma-nrw.de/