Wenn Bücher Mut machen – Ministerin Feller zu Besuch am Vorlesetag
Zum Bundesweiten Vorlesetag am 15. November besuchte Schulministerin Dorothee Feller eine Grundschule in Düsseldorf. Wie das gemeinsame Lesen den Kindern neue Impulse gab und wie das Schulministerium das Lesen, vor allem an Grundschulen, fördert.
[Schule NRW 12-24]
Ein Innenhof im Düsseldorfer Stadtteil Flingern. Die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Flurstraße toben auf dem Schulhof. Einige von ihnen umringen Schulleiterin Anja Lüttmann und warten gespannt auf Schulministerin Dorothee Feller, die in diesem Moment durch das bunte Schultor fährt. Es ist 8 Uhr und die Schulglocke läutet zum Unterricht. Die Kinder strömen in ihre Klassen. Heute ist allerdings kein gewöhnlicher Tag – es ist der Bundesweite Vorlesetag.
Der bundesweite Aktionstag von DIE ZEIT, der Stiftung Lesen und der Deutsche Bahn Stiftung findet seit 2004 jährlich am dritten Freitag im November statt. Das Ziel: die Begeisterung für das Lesen und Vorlesen weitergeben und die Vorlesekultur in Deutschland stärken. Unter dem Motto „Vorlesen schafft Zukunft“ beteiligen sich auch in diesem Jahr über eine Million Teilnehmende deutschlandweit an zahlreichen Vorleseaktionen zum Beispiel in Kitas, Schulen und Bibliotheken.
Eine von ihnen ist die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller. Die Kinder einer Lerngruppe aus der ersten und zweiten Klasse der GGS Flurstraße sitzen im Stuhlkreis und lauschen gebannt der Ministerin. Sie liest ihnen aus dem Buch „Der Löwe in dir“ von Rachel Bright und Jim Field vor und zeigt die bunten Illustrationen in die Runde. Das Buch erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Maus und Löwe, die gemeinsam etwas Wichtiges herausfinden: „Jeder von uns ist mal Löwe, mal Maus“. Anschließend sprechen die Kinder gemeinsam mit Ministerin Feller darüber, was mit der Geschichte gemeint sein könnte. „Dass man die Kleinen nicht unterschätzen sollte“, erklärt ein Schüler. Seine Klassenkameradin ergänzt, „dass jeder stark und mutig sein kann, egal, ob er groß oder klein ist“. Eines wird deutlich: Vorlesen kann nicht nur die Fantasie wecken, sondern auch das Selbstwertgefühl stärken. Regelmäßiges Vorlesen und der anschließende Austausch darüber eröffnet Kindern einen ersten Zugang zum Lesen und ist für ihre sprachliche, kognitive und emotionale Entwicklung sehr wichtig.
Dreimal 20 Minuten als wichtiger Baustein
In den nordrhein-westfälischen Schulen wird das Lesen besonders gefördert. Zusammen mit den anderen Basiskompetenzen Schreiben, Rechnen und Zuhören sowie den emotional-sozialen Kompetenzen ist Lesen eine der wichtigsten Grundlagen für den Bildungs- und Lebensweg der Schülerinnen und Schüler und bildet einen Eckpfeiler von Bildungsgerechtigkeit. Zum Schuljahr 2023/24 hat das Schulministerium daher an Grund- und Förderschulen eine verbindliche Lesezeit von 3x20 Minuten pro Woche eingeführt. Um die Lesezeit im Unterricht zu gestalten, wurden vielfältige Hintergrundinformationen und umfangreiches Unterstützungsmaterial entwickelt, das den Lehrkräften analog oder auch digital bereitsteht. Rückmeldungen zur verbindlichen Lesezeit zeigen, dass die Schulen engagiert die verbindliche Lesezeit umsetzen und schon erste Erfolge zu beobachten sind.
Auch an der GGS Flurstraße findet die Lesezeit drei Mal in der Woche für 20 Minuten statt. Auf ihrem Schulrundgang besucht Ministerin Feller die Lesezeit einer Lerngruppe mit Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Klasse. „Fußballtor, Taschentücher“ – blitzschnell und laut rufen die Kinder die gelesenen Worte auf dem Smartboard. Nach dem Blitzlesen folgt das Tandemlesen zur Förderung der Leseflüssigkeit. Die Schülerinnen und Schüler beugen sich in Zweiergruppen über einen Text, den jeweils ein Kind dem anderen laut vorliest und so das Lesen trainiert. Ministerin Feller bildet ebenfalls ein Lesetandem mit einer Schülerin, die ihr konzentriert vorliest, während Fellers Finger über das Papier fliegt. In der Lerngruppe ist lautes Gemurmel zu hören. Die Lehrerin geht von Gruppe zu Gruppe, beugt sich hinunter, hört kurz zu, nickt ermutigend. Als die Zeit auf dem Smartboard abgelaufen ist, legen die Tandempartnerinnen und -partner die Texte beiseite. „Das hast du toll gelesen“ oder „Super gemacht!“, hört man sie sagen, denn das abschließende Lob ist ein fester Bestandteil.
Gezielte Unterstützung für mehr Lesekompetenz
Neben der Lesezeit hat das Schulministerium weitere Maßnahmen umgesetzt, um die Lesekompetenzen der Schülerinnen und Schüler gezielt zu fördern, und den Schulen verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung gestellt. Das Online-Portal „Stift NRW“ der Fachoffensive Deutsch bietet aktuelle wissenschaftliche und fachdidaktische Materialien und Methoden zum Download für die Praxis sowie Hintergrundinformationen für die Lehrkräfte zum Thema Lesen. Auf das Portal erfolgten seit vergangenem Sommer bis August 2024 bereits über 12,5 Millionen Zugriffe.
Die im Sommer 2023 veröffentlichte Handreichung Lesekompetenz gezielt fördern – Leseschwierigkeiten vermeiden steht den Schulen als Onlinebroschüre bereit und wurde parallel als Druckexemplar zweifach an jede Schule versendet. Die hybrid gestaltete Handreichung verknüpft Theorie und Praxis mithilfe von Verlinkungen zum Portal „Stift NRW“ (s.o.) und den hier hinterlegten konkreten Materialen für den Unterricht.
LeOn (Leseraum online) bietet die Möglichkeit, eine Auswahl der Schwerpunkte und Methoden digital umzusetzen, die in der Handreichung zur Förderung der Lesekompetenz dargestellt sind. Der Online-Leseraum richtet sich an die Jahrgänge 2-4 der Primarstufe und die Jahrgänge 5 und 6 der weiterführenden Schulen. Seit der Veröffentlichung im September 2023 haben sich bislang insgesamt über 55.000 Nutzerinnen und Nutzer und rund 3.200 Schulen registriert.
Auch der Erfahrungsaustausch der Schulen untereinander ist gewinnbringend. Das Bund-Länder-Programm „BiSS-Transfer“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK). BiSS-Transfer wird in Nordrhein-Westfalen durch die BiSS-Akademie NRW umgesetzt. Ziel ist der wissenschaftsbasierte Transfer von Konzepten zur Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung, zum sprachsensiblen Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache als Teil von Schul- und Unterrichtsentwicklung aller Schulformen. An diesem Programm nehmen insgesamt über 800 Schulen in Nordrhein-Westfalen teil, davon 470 Schulen mit Primarstufe.
Darüber hinaus praktizieren Schulen im Rahmen ihres Schullebens auf ganz unterschiedliche Weise Kooperationen, die der Leseförderung dienen. Dies können Eltern und Großeltern aus der Schulgemeinschaft sein, die als „Leseeltern“ insbesondere in der Schuleingangsphase die Schülerinnen und Schüler beim Lesen unterstützen. Hier finden sich auch Kooperationen mit ortsansässigen Bibliotheken oder Vereinen (wie etwa MENTOR), die ehrenamtlich tätige Personen in die Schulen entsenden.
Mit vielen Eindrücken aus der Praxis im Gepäck fährt Ministerin Feller wieder durch das bunte Schultor davon. Das nächste Ziel: die Gemeinschaftsgrundschule Wiehagenstraße in Gelsenkirchen. Auch dort wird Ministerin Feller wieder „Der Löwe in dir“ aufklappen und den Kindern die bestärkende Botschaft des Buches mit auf den Weg geben.
Autorin: Anna-Maria Reller, Ministerium für Schule und Bildung NRW
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