25 Jahre Berufskolleg
Die vielfältigste Schulform in Nordrhein-Westfalen feiert Geburtstag! Schule NRW zeigt, was diese Schulform ausmacht und wie sie sich für Zukunft rüstet.
[Schule NRW 06-24]
Am 26. Mai 1999 hat der nordrhein-westfälische Landtag den Grundstein für ein bildungspolitisches Erfolgsmodell gelegt und die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die neue Schulform Berufskolleg verabschiedet. Heute – 25 Jahre später – sind die inzwischen 360 Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen aus der Schullandschaft nicht mehr wegzudenken. Mit ihrer besonderen Struktur und ihrer Angebotsvielfalt sind sie bis heute einzigartig im Schulsystem von Nordrhein-Westfalen. Einzigartig, weil sie die wesentliche Verbindung herstellen zwischen der schulischen Bildung und der Berufswelt.
Am Berufskolleg können alle Schulabschlüsse vom Ersten Schulabschluss bis zur allgemeinen Hochschulreife oder Bachelor professional erworben werden – verbunden mit Phasen der Beruflichen Orientierung.
Das Motto des diesjährigen Jubiläums – „Wir sichern Fach- und Führungskräfte“ – zeigt sich in der Ausbildung von qualifizierten Fachkräften für den Arbeitsmarkt von Morgen, und das über alle Abschlussqualifikationen, Ausbildungswege und Branchen hinweg. Mit den Leitmotiven „Wir sind digital und innovativ, international und flexibel, durchlässig und transparent, kooperativ und praxisorientiert, integrativ und vermitteln Chancen“ hat das Berufskolleg seine Visionen definiert, um den Anforderungen einer sich stetig verändernden Welt gerecht zu werden.
Die genannten fünf Claims waren das verbindende Strukturelement bei der Jubiläumsveranstaltung am 24. Mai 2024 in Düsseldorf. Die Claims wurden in Vorträgen aufgegriffen, zusätzlich waren Ausstellende aus Schulen und Geschäftsstellen vor Ort und wurden diesen inhaltlich und räumlich zugeordnet.
Neben dieser Veranstaltung sind die Leitmotive auch bei den regionalen Veranstaltungen zum Jubiläum „25 Jahre Berufskolleg“ in den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster verbindendes Element.
Wir sind digital und innovativ
Die Einführung moderner Technologien und digitaler Lernplattformen hat den Unterricht verändert.
So verankert das Berufskolleg die Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht und leistet seinen Beitrag zum Kompetenzerwerb der jungen Menschen. Ziel ist es, die jungen Menschen an unseren Berufskollegs durch digitalisierte Unterrichtsformate und Arbeitsumgebungen noch besser auf die digitale Arbeitswelt von morgen vorzubereiten. Denn keine Schulform ist so eng mit den Entwicklungen in der Arbeits- und Berufswelt verzahnt wie das Berufskolleg. Gleichzeitig eröffnen wir mit dieser neuen Unterrichtsorganisation eine weitere flexible Möglichkeit zur Stabilisierung von Fachklassen in der dualen Ausbildung auch im ländlichen Raum, wo der Weg zum nächsten Berufskolleg sehr weit sein kann. Unterstützt werden die Berufskollegs und Lehrkräfte bei der didaktischen und organisatorischen Umsetzung durch Handreichungen, Fortbildungen und z. B. auch Beratungen durch die Geschäftsstelle für Digitalisierung in der Beruflichen Bildung des Landes NRW. Dringend benötigte Fachkräfte in den IT-Berufen werden aber nicht nur über die duale Berufsausbildung, sondern auch über die „Fachoberschule Informatik“ gewonnen.
Die Digitale Geschäftsstelle war mit innovativen Umsetzungsbeispielen vor Ort. Aber auch der Bildungsgang „Fachoberschule Informatik“ sowie gelingende „blended learning-Konzepte“ wurden eindrucksvoll auf der Ausstellungsfläche während der landesweiten Jubiläumsveranstaltung präsentiert.
Wir sind international und flexibel
Die Globalisierung stellt Bildungseinrichtungen vor neue Herausforderungen und bietet gleichzeitig enorme Chancen. Daher hat das Land NRW eine Internationalisierungsstrategie in der Beruflichen Bildung entwickelt. Das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen hat dies verinnerlicht und sein Bildungsangebot international ausgerichtet.
Die EU-Geschäftsstellen der Bezirksregierungen haben in diesem Zusammenhang auf der Jubiläumsveranstaltung ihre Projekte vorgestellt. Mit Projekten wie „Berufe rund ums Rad“ und „Zusammen kommen wir weiter – jetzt beruflich“ werden Jugendliche im Übergangssektor in Kooperation mit polnischen und französischen Partnern motiviert für Berufe in Handwerk und Industrie. Diese von den Schulen und EU-Geschäftsstellen organisierten Austauschprogramme und Kooperationen mit Schulen und Unternehmen im Ausland ermöglichen es, dass Schülerinnen und Schüler wertvolle interkulturelle Erfahrungen sammeln.
Wir sind durchlässig und transparent
Ein zentrales Prinzip des Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen ist die Durchlässigkeit des Bildungssystems. Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler ihre Bildungswege flexibel gestalten können, sei es durch den Wechsel zwischen Bildungsgängen oder durch die Kombination von beruflicher und allgemeiner Bildung in den sogenannten Doppelqualifikationen. Die Möglichkeit, durch verschiedene Bildungsangebote nahtlos in höhere Bildungsgänge oder in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt zu wechseln, stärkt individuelle Bildungskarrieren.
In diesem Zusammenhang wurde an einem Ausstellungsstand die Studienintegrierende Ausbildung (SiA-NRW) vorgestellt. SiA-NRW ist ein Konzept der beruflichen Bildung, in dem die drei Lernorte Betrieb, Berufskolleg und Hochschule systematisch verzahnt werden. Zielgruppe sind Jugendliche mit Hochschulzugangsberechtigung, für die Ausbildung und Studium gleichermaßen attraktiv sind.
Wir sind kooperativ und praxisorientiert
Die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist eines der Markenzeichen der Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen. Praktika und duale Ausbildungsgänge sind fester Bestandteil des Bildungsangebotes und ermöglichen es Schülerinnen und Schülern, ihr theoretisches Wissen mit dem Wissen aus der Praxis zu verbinden.
Der Schulversuch „Fachoberschule Polizei“ ist ein aktuelles Beispiel für die enge Verknüpfung von praktischem und theoretischem Wissen. Der neue Bildungsgang richtet sich an Absolventinnen und Absolventen, die einen Mittleren Schulabschluss oder die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erreicht haben. Am Ausstellungsstand vor Ort konnten sich Interessierte informieren.
In dem zweijährigen Bildungsgang erwerben die Schülerinnen und Schüler die Fachhochschulreife und polizeispezifische Kenntnisse, wie etwa in Recht und Staatslehre. Gleichzeitig sichern sie sich eine vorbehaltliche Einstellungszusage für die Polizei Nordrhein-Westfalen und damit für das anschließende Bachelorstudium an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, sofern sie den Abschluss erfolgreich absolvieren und die beamtenrechtlichen Voraussetzungen weiterhin erfüllen.
Das Thema Praxisorientierung stand auf der Jubiläumsveranstaltung u. a. bei einem Interview mit dem letztjährigen Bundessieger der Parkettlegenden im Fokus. In diesem Zusammenhang berichtete er über die Verzahnung von Theorie und Praxis in seiner Ausbildung und seinen erfolgreichen Werdegang im Anschluss daran.
Wir sind integrativ und vermitteln Chancen
Integration und Chancengerechtigkeit sind fundamentale Werte des Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen. Bildungsangebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund oder besonderem Förderbedarf zugeschnitten sind, sollen gewährleisten, allen Lernenden die gleichen Chancen auf Bildung und beruflichen Erfolg zu bieten.
Das demokratische Bewusstsein – als wichtiges Thema in der aktuellen Situation – sollte im Kontext der beruflichen Ausbildung über das Projekt „Demokratieförderung in internationalen Projekten“ geschärft werden.
Das 25-jährige Jubiläum des Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen ist ein Meilenstein, der die kontinuierliche Entwicklung und den Erfolg dieser Schulform würdigt mit seinen beteiligten Lehrkräften, Schulleitungen, Schülerinnen und Schülern und allen, die sich in dieser Schulform engagieren. Diesen gilt der besondere Dank, genauso wie den vielen Partnern der Beruflichen Bildung, die zu diesem Erfolg beitragen. Es bleibt auch weiterhin Aufgabe der Berufskollegs, aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und umzusetzen.
Autorin: Beate Osburg, Ministerium für Schule und Bildung NRW
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