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Eine Gruppe Schülerinnen und Schüler steht in einem Klassenraum und spricht miteinander. Ein Jugendlicher im Vordergrund blickt lächelnd in die Kamera.

Antisemitismuskritische Schulkultur

Allgemeine Hinweise

Die Schulgemeinschaft muss sich angesichts der vielschichtigen Herausforderungen und möglichen antisemitischen Phänomene ebenso wie hinsichtlich anderer menschenfeindlicher Erscheinungsformen mit grundsätzlichen Fragestellungen auseinandersetzen. Also z.B. Fragen wie „Wie wollen wir zusammenleben? Welche Werte und Normen haben wir? Wofür stehen wir als Schule? Wie sind wir mit dem uns umgebenden Sozialraum vernetzt? Werden die Kinder und Jugendlichen mit ihrer Lebenswelt ernst genommen?“ Sie muss diese Fragestellungen konsequent verfolgen und in der Gestaltung des Schullebens transparent umsetzen.

Im Umgang mit Antisemitismus kann es nicht nur um kognitive Dimensionen gehen. Wichtig ist es, im Blick zu behalten, dass Gespräche zum Thema „Antisemitismus“ Emotionen hervorrufen. Dabei spielen unbewusste emotionale Zugänge und biografische Erfahrungen auf allen Seiten eine wesentliche Rolle.

Empfehlungen zum Umgang mit dieser emotionalen Dimension: 

  • Gefühlsdimensionen auf Seiten der Betroffenen ernst nehmen,
  • Gefühlsdimensionen auf Seiten derjenigen, die sich antisemitisch äußern, wahrnehmen,
  • ganz allgemein: Empathie und Ambiguitätstoleranz fördern und
  • Multiperspektivität wertschätzen.

Diese emotionale Dimension ist nicht nur im Unterricht, sondern auch in außerunterrichtlichen Angeboten und daher im gesamten Schulleben von großer Bedeutung.

Fragen & Antworten

Es ist wichtig, dass alle am Schulleben Beteiligten wissen, wen sie ansprechen können, wenn sie von antisemitischen Vorfällen erfahren oder selbst von diesen betroffen sind. Ansprechpartnerinnen und -partner muss es in den Schulen für Schülerinnen und Schüler sowie für Eltern und Erziehungsberechtigte geben, aber genauso für das pädagogische Personal und die Schulleitungen. Denn: Betroffene brauchen Personen, denen sie Vertrauen entgegenbringen können. Und pädagogisches Personal muss Vorfälle thematisieren können, ohne befürchten zu müssen, sich den Vorwurf der Rufschädigung einzuhandeln. Schulleitungen müssen daher dafür sensibilisiert sein, dass gerade auch das Thematisieren von Antisemitismus eine gute Schule ausmacht. Wenn Schulen Schutzkonzepte gegen Gewalt erstellen, ist es wichtig, auch Handlungsabläufe zu entwickeln und Ansprechpersonen für den Bereich der Extremismusprävention zu benennen. Diese sollen eine Lotsenfunktion zu außerschulischen Einrichtungen einnehmen.

Eine Möglichkeit, präventive Maßnahmen an Schulen zu thematisieren und ein multiprofessionelles Beratungs- und Unterstützungsnetzwerk aufzubauen und zu koordinieren, stellen die Schulteams für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention dar.

(vgl. Handlungsempfehlungen Krisenprävention für die Schulen in NRW, S. 13)

Folgende Fragen können für die Konzeption eines Beratungskonzeptes hilfreich sein und sollten in jedem Fall in den Blick genommen werden:

  • Gibt es ein Schulteam für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention an der Schule? Wenn ja: Ist dieses bekannt? (vgl. Empfehlung und Darstellung Notfallordner Teil Krisenprävention S. 13)
  • Sind Informationen auf der Schulwebsite unter „Beratung/Beratungsangebot der Schule/Präventionsangebot der Schule“ zu finden?
  • Werden Hinweise zum Beratungs- und Unterstützungsnetzwerk als regelmäßiger Tagesordnungspunkt bei Konferenzen gegeben?
  • Sind Informationen z.B. in den Willkommensmappen für neue Kolleginnen und Kollegen an Schulen enthalten?
  • Sind Informationen z.B. in den Willkommensmappen für die Kinder und deren Familien zum Start an der weiterführenden Schule zu finden? 
  • Gibt es Informationen z.B. im Rahmen von Klassenabenden und/oder Schulpflegschaftssitzungen?
  • Gibt es z.B. Angebote zu themenspezifischen Elternabenden? 

Zur Dokumentation und Weiterentwicklung des innerschulischen Beratungsnetzwerks kann dieses Arbeitsblatt dienen. (Quelle: Handreichung „schulische Beratungs- und Unterstützungsnetzwerke“ der QUA-LiS NRW)

So wichtig es ist, Klarheit über innerschulische Netzwerke herzustellen, so notwendig ist es auch, die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern transparent zu machen. Ebenso sollte der Lebensraum der Kinder, Jugendlichen und Familien in das Beratungsangebot der Schule einbezogen werden. 

Hilfreich kann z.B. sein:

  • Regelmäßige Information z.B. bei Konferenzen
  • Information z.B. in den Willkommensmappen für die Kinder und deren Familien zum Start an der weiterführenden Schule
  • Information auf der Schulwebsite unter „Beratung/Beratungsangebot der Schule/Präventionsangebot der Schule“ 
  • Information z.B. in den Willkommensmappen für neue Kolleginnen und Kollegen an Schulen
  • Information für die Partnerinnen/Partner im Sozialraum wie z.B. das Jugendamt
  • Information beim Elternabend zu außerschulischen Beratungsstellen Antisemitismus
  • Nutzung von z.B. bestehenden Netzwerken/Arbeitstreffen in der Region (u.a. auch „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“, die Fachkräfte für Extremismusprävention in den schulpsychologischen Beratungsstellen)
  • Austauschtreffen schul(form-)übergreifend planen mit benachbarten Schulen
  • Regelmäßige Aktualisierung der Übersicht zu bestehenden Netzwerken als fester Tagesordnungspunkt bei Arbeitstreffen

Zur Dokumentation und Weiterentwicklung des außerschulischen Beratungsnetzwerks kann dieses Arbeitsblatt dienen. (Quelle: Handreichung „schulische Beratungs- und Unterstützungsnetzwerke“ der QUA-LiS NRW)

Die folgenden Impulse geben Hinweise darauf, wie eine antisemitismuskritische Schulkultur als Querschnittsaufgabe etabliert werden kann. Besonders gut gelingt dies, wenn die gesamte Schulgemeinschaft in die Entwicklungsprozesse einbezogen wird und möglichst vielfältige Perspektiven einfließen (vgl. u.a. Referenzrahmen Schulqualität Inhaltsbereich 3 „Schulkultur“):

  • gemeinsam Absprachen treffen (u.a. Schulprogramm, Leitbild, Beratungskonzept, Gebrauch von Sprache)
  • Erziehungsberechtigte offensiv informieren, wie das Thema Antisemitismus in der Schule „behandelt“ wird
  • Fachkonferenzen überprüfen Unterrichtsinhalte/Materialien
  • Förderung der sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler als grundlegender Ansatz der Primärprävention
  • Kooperation mit außerschulischen Bildungsstätten u.a. zur Erinnerungskultur
  • Kooperation mit außerschulischen Institutionen mit Angeboten zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themenstellungen
  • Informations- und Kommunikationswege klären und dadurch Transparenz herstellen (u.a. bei Schulkonferenzen)
  • „Schutzräume“ einrichten für z.B. die Beratung
  • regelmäßige Qualifizierungsangebote für das gesamte pädagogische Personal
  • Schulsozialarbeit einbinden mit Vernetzungsfunktion zur Kommune
  • Schüler- und Schülerinnenvertretung aktiv miteinbeziehen (Was beschäftigt die Kinder und Jugendlichen aktuell? Was passiert auf dem Schulhof?)
  • Schülerinnen und Schüler fortlaufend für das Thema Antisemitismus sensibilisieren, sie in ihrer Handlungskompetenz stärken und ernst nehmen
  • Transparenz gegenüber Erziehungsberechtigten bezüglich der Konsequenzen bei antisemitischen Vorfällen
  • über Antisemitismus dauerhaft informieren
  • Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigten durch regelmäßigen Austausch und gemeinsame Vereinbarungen zum Umgang mit antisemitischen Vorfällen stärken
  • unterschiedliche Möglichkeiten der Meldung einrichten (digital, persönlich, schriftlich)
  • vorhandene Fachexpertisen an Schule bündeln und transparent machen (z.B. Netzwerkkarten erstellen)

Weitere Informationen finden Sie hier.