Handlungsleitlinien Antisemitismus
Antisemitismus hat zahlreiche Erscheinungsformen und ist ein gesellschafts- und generationenübergreifendes Thema. Er basiert nicht auf dem Judentum und seiner Geschichte, sondern auf Vorstellungen über „die Juden“. Antisemitismus ist eine antidemokratische und diskriminierende Haltung, die sich zu einer geschlossenen Weltanschauung verdichten kann. Nicht selten fungiert der Staat Israel als zentrale Projektionsfläche für ein antisemitisches Weltbild.
Aktuell sind insbesondere Erscheinungsformen verbreitet, die eine Täter-Opfer-Umkehr vornehmen. Häufig sind damit Aussagen verbunden, die den Holocaust leugnen, ihn relativieren, dem Staat Israel das Existenzrecht absprechen sowie Jüdinnen und Juden dämonisieren.
Mit antisemitischen Vorstellungen, die sich seit dem 7. Oktober 2023 mit dem Angriff der Hamas auf Israel noch einmal verstärkt auch in antisemitischen Israelbildern ausdrücken, können Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte in ihrer Berufswelt konfrontiert werden: Als mögliche Haltung sowohl unter Kolleginnen und Kollegen, unter Schülerinnen und Schülern sowie Eltern, aber auch vereinzelt in Unterrichtsmaterialien. Daher ist Antisemitismus bezogen auf das System Schule auch kein Thema „nur“ für den Unterricht, sondern ein Querschnittsthema, das sich durch alle Bereiche des Schullebens zieht und alle im System agierenden Personen betrifft.
Die folgenden Abschnitte sollen Ihnen bei Ihrer täglichen Arbeit helfen und Schritte aufzeigen, wie Sie individuell als Lehrkraft oder am Schulleben Beteiligte sowie als Organisation jüdisches Leben an den Schulen in Nordrhein-Westfalen unterstützen und kurz- und langfristig Antisemitismus begegnen können (s. auch Kap. Schulentwicklung).
Schon vor dem Terrorakt der Hamas am 7. Oktober 2023 haben 70 Prozent der Jüdinnen und Juden in Deutschland ihre Identität aus Furcht vor antisemitischen Anfeindungen nicht offen gezeigt. Der Anteil dürfte noch einmal deutlich gestiegen sein. Daraus folgt, dass Lehrkräfte grundsätzlich davon ausgehen sollten, dass Jüdinnen und Juden Teil ihrer Schulgemeinde sind, auch wenn sie im Schulalltag als solche nicht erkennbar sind. Auch sollten Lehrkräfte damit rechnen, dass Antisemitismus auch an ihrer Schule jederzeit vorkommen kann.
Das Erleben von Antisemitismus aus der Sicht jüdischer Menschen wurde lange Zeit nicht thematisiert. Die Einschätzung von Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft unterscheidet sich allerdings erheblich von seiner Wahrnehmung durch betroffene Jüdinnen und Juden. Dass Antisemitismus nicht nur Ausdruck demokratieverachtender Ideologien ist, sondern ganz praktisch in das Leben von Jüdinnen und Juden eingreift, indem er sie entwürdigt, krank macht und ihre Lebensperspektiven einschränkt, bleibt auch mit Blick auf die Gegenwart zu oft leider noch unberücksichtigt.
Es ist vor diesem Hintergrund eine wichtige Aufgabe von Schule, jüdisches Leben als selbstverständlichen Bestandteil zu betrachten und Antisemitismus in jeder Form zu bekämpfen: Denn Antisemitismus ist prinzipiell eine Gefahr für unsere plurale Demokratie, unsere Freiheit und unser gesellschaftliches Zusammenleben.
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