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Bütterken und soziales Miteinander - das Projekt „brotZeit“ an der Essener Bischof-von-Ketteler-Schule

Eine ehrenamtliche Seniorin bereitet an der Bischof-von-Ketteler-Schule Essen das Frühstück für die Schülerinnen und Schüler zu.

Bütterken und soziales Miteinander - das Projekt „brotZeit“ an der Essener Bischof-von-Ketteler-Schule

Mit vollem Bauch lernt es sich besser – das ist der Gedanke hinter dem von Uschi Glas ins Leben gerufenen Frühstücksprojektes „brotZeit“. Seniorinnen und Senioren versorgen hierbei ehrenamtlich Grundschulkinder mit einem gesunden Frühstück. Was das Projekt für Kinder und Ehrenamtliche bedeutet und wie es umgesetzt wird, das beschreiben Beteiligte an einer Grundschule in Essen.

[Schule NRW 06-23]

An der Essener Bischof-von-Ketteler-Schule im Stadtteil Bochold ist es an diesem Morgen um viertel nach sieben Uhr insgesamt noch recht ruhig. Zwischendurch laufen allerdings bereits zu dieser frühen Uhrzeit einige Kinder über den Schulhof, alle mit dem gleichen Ziel: den Neubau der Schule, in dem sich auch die Mensa befindet. Hier bereiten seit halb 7 Uhr Christa Schulte und Ingeborg Tepasse ein gesundes Frühstück für die Kinder der Grundschule vor.

Die beiden Seniorinnen gehören zu dem Team von fünf Ehrenamtlichen an der Essener Grundschule, die Teil des generationenübergreifenden Projekts „brotZeit“ sind. Der gleichnamige Verein „brotZeit e.V.“ wurde 2009 von der Schauspielerin Uschi Glas mit dem Ziel gegründet, dass Kinder gut gestärkt und konzentriert in den Unterricht gehen können. Geschulte ehrenamtliche Seniorinnen und Senioren versorgen die Kinder vor dem Unterricht mit einem gesunden Frühstück. Einige Familien können nämlich genau dies nicht leisten –  Studien zeigen, dass jedes fünfte Kind hungrig zur Schule kommt. Das Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen unterstützt das Projekt in NRW seit 2020 im Ruhrgebiet. Ab dem Schuljahr 2023/24 ist eine Ausweitung auf das gesamte Bundesland und eine zusätzliche Förderung im Umfang von 1,5 Millionen Euro durch das Schulministerium geplant.  

An der Bischof-von-Ketteler-Schule in Essen wird das Frühstücksangebot sehr gut angenommen. Kinder aus allen vier Stufen kommen morgens hierher, viele jeden Tag. Anja Banse-Gräf, Schulleiterin der Bischof-von-Ketteler-Schule, sagt, dass das fast von Anfang so gewesen sei. Sie freue sich sehr darüber, dass ihre Schule seit 2021 Teil des Projekts sei. „Das Frühstück hilft dabei, dass sich die Kinder im Unterricht besser konzentrieren können, zusätzlich unterstützt es das soziale Miteinander“, so die Schulleiterin.

Genau das beschreiben auch die beiden Seniorinnen in dem um halb 8 Uhr mittlerweile gut gefüllten Frühstücksraum in der Mensa, in dem eine angenehme Stimmung herrscht. Von Hektik oder zu viel Durcheinander keine Spur. Die Kinder sitzen in Gruppen an zusammengestellten Tischen, laufen immer mal wieder zum vorbereiteten Buffet und unterhalten sich. Christa Schulte und Ingeborg Tepasse sind sich einig, dass das morgendliche Miteinander ganz viel ausmacht. So beschreibt Christa Schulte: „Die Kinder kommen nicht nur hierher, um in Ruhe ihr Bütterken und ihr Obst zu essen, obwohl das natürlich auch ganz wichtig ist, weil viele zu Hause gar nichts bekommen. Sie kommen auch morgens hier hin, um mit ihren Freundinnen und Freunden zu quatschen und in Ruhe in den Tag zu starten.“ Das berichten auch die Kinder. Zwei Mädchen aus der dritten Klasse erzählen, dass sie jeden Tag herkommen. Das Frühstück sei so lecker, aber sie kämen auch, um zusammen mit den anderen Kindern zu frühstücken. Sie beide würden natürlich immer zusammensitzen, aber ansonsten würden sie immer auch mit anderen Kindern essen und reden. Zu Hause hätte sie noch nie gefrühstückt, berichtet die eine.

Man merke an dem Verhalten der Kinder, dass sie das morgendliche Angebot zu schätzen wissen, meint Ingeborg Tepasse. „Klar müssen wir auch manchmal dazwischen gehen, wenn Quatsch gemacht wird oder es zu laut wird und die Kinder ihre Grenzen austesten“, erzählt die 73-jährige Ehrenamtliche weiter, aber das sei nicht allzu oft und wenn, würden die Kinder auch gut hören. Allgemein würden sich die Kinder gut an die Regeln halten. Eine davon sei, dass auf jeden Fall sitzend in Ruhe an den Tischen gegessen wird. Am Anfang hätten die Kinder versucht, das Essen auch nach draußen oder mit in die Klasse zu nehmen. Das hätten sie dann aber schnell gelernt, dass das nicht geht.

Auch die Beziehung zu den Seniorinnen und Senioren sei eine ganz besondere, beschreibt die Schulleiterin. Die Schülerinnen und Schüler würden die fünf Ehrenamtlichen als Respektperson sehen, aber auch als Vertrauensperson. Christa Schulte erklärt dazu: „Manchmal brauchen die Kinder einfach jemandem, bei dem sie ihr Herz ausschütten können. Sie kommen mit ihren Problemen zu uns und wollen ihre Sorgen loswerden oder sie erzählen uns auch einfach von ihrem Tag.“ „Oder die Kinder brauchen einfach mal eine Umarmung. Da fragen sie dann, ob sie uns nicht mal drücken können. Dafür sind wir natürlich immer zu haben“, beschreibt Ingeborg Tepasse. Ihre Augen leuchten, wenn sie von ihren „Goldknöpfen“, also den Kindern spricht. Das Engagement bei „brotZeit“ gebe auch ihr und allen Helferinnen und Helfern so viel, sagt sie. Nach dem Tod ihres Mannes sei sie in ein Loch gefallen, aus dem ihr das Projekt wieder herausgeholfen hätte. „brotZeit“ sei also nicht nur super für die Kinder, sondern auch für die Ehrenamtlichen, beschreiben die Helferinnen. Beide Ehrenamtliche haben sich vor allem wegen der Kinder angemeldet, außerdem wollten sie aber auch gerne wieder etwas zu tun haben. Stillsitzen, da wären sie nicht so gut drin, lachen die beiden.

Und wie aufs Stichwort fangen sie an, alle Vorräte zurück in die Kühlschränke zu räumen und alles wieder für den nächsten Tag herzurichten. Kurz vor Stundenbeginn hatten die Kinder schon ihre Teller zurückgestellt und Abfälle entsorgt, auch das gehöre zur Frühstückszeit dazu, sagen die Helferinnen. Jetzt freuen sich die beiden Seniorinnen erstmal auf eine Pause, bevor es dann in der nächsten Woche weitergeht mit der „brotZeit“.

 

Autorin: Franziska Kassing, Ministerium für Schule und Bildung NRW