Ein sanfter Schubs ins Lehramt
Mehr als 3.000 Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter starten in diesen Tagen in Nordrhein-Westfalen ins Referendariat. Darunter Carlotta Reibiger und Fabian Bless. Hier verraten sie, warum sie Lehrerin und Lehrer werden wollen.
Manchmal hilft ein sanftes Schubsen bei der Berufswahl. Für Carlotta Reibiger, 24, übernahm diese Aufgabe ihre ehemalige Grundschullehrerin, zu der die junge Frau immer noch Kontakt hat. „Sie empfahl mir eine Ausbildung zur Grundschullehrerin, da ich gut mit Kindern umgehen könne“, erzählt die junge Frau aus dem niederrheinischen Grevenbroich. Die Worte ihrer ehemaligen Lehrerin sind gut für Nordrhein-Westfalen, denn Carlotta Reibiger nahm sie sich zu Herzen. Sie fing ein Lehramtsstudium in Wuppertal an. Dieses hat sie nun beendet und in dieser Woche ihr Referendariat am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) in Neuss begonnen.
Mit Carlotta Reibiger starten in unserem Bundesland aktuell mehr als 3.000 Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter (LAA) ihren Vorbereitungsdienst – alle mit ihren individuellen Geschichten, Motivationen, Zielen und Wünschen. An insgesamt 33 ZfsL mit 106 lehramtsbezogenen Seminaren werden die Lehrerinnen und Lehrer in spe ihr Referendariat absolvieren, das aus einer engen Verbindung aus Lernelementen in den Zentren und Unterrichtselementen in einer Ausbildungsschule besteht.
Da Schulministerin Dorothee Feller nicht alle dieser jungen Frauen und Männer persönlich begrüßen kann, hat sie sich zusammen mit Ministerpräsident Hendrik Wüst etwas Besonderes einfallen lassen: einen Überraschungsbesuch einer Vereidigungszeremonie im historischen Plenarsaal der Bezirksregierung Düsseldorf. Die beiden nahmen gemeinsam mit Regierungspräsident Thomas Schürmann an dem Festakt teil, der mehr als 100 Referendarinnen und Referendare mit einer Mischung aus Musik, Vorstellungen der Lerninhalte, dem feierlichen Diensteid und der Möglichkeit zum Kennenlernen in die kommenden 18 Monate entließ.
„Sie haben sich für einen ebenso tollen wie wichtigen Beruf entschieden“, sagte Ministerpräsident Wüst in seinem Grußwort, „denn Bildung ist der Schlüssel.“ Dieser könne für Kinder und Jugendliche die Tore zur Entfaltung ihrer Talente und späterem beruflichem Glück aufschließen und für die Gesellschaft die Tore zu Zusammenhalt und einer starken Demokratie. „Als Lehrerinnen und Lehrer geben Sie diesen Schlüssel an Ihre Schülerinnen und Schüler weiter, damit sich ihnen viele Türen öffnen“, betonte Wüst.
Ministerin Feller fügte, gerichtet an die Adresse der anwesenden LAA und die vielen anderen künftigen Lehrerinnen und Lehrer im Land, hinzu: „Sie werden die Wege unzähliger Kinder und Jugendlicher maßgeblich prägen und in mancher Hinsicht wegweisend für ihre Lebenswege sein. Eine solche Perspektive auf die berufliche Zukunft ist spannend und herausfordernd zugleich. Spannend, weil es kaum größere Wirkungsmöglichkeiten gibt, als junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Herausfordernd, weil damit zugleich eine große Verantwortung einhergeht. Der Ausbildungsabschnitt, den Sie mit dem heutigen Tag beginnen, wird Sie eben darauf vorbereiten, dass Sie diese Verantwortung bestmöglich wahrnehmen können.“
In Nordrhein-Westfalen werden zweimal im Jahr jeweils 3.000 bis 4.000 neue LAA eingestellt – immer am 1. Mai und am 1. November eines Jahres. Die Bewerbungsverfahren werden über das Internetportal Sevon (Seminareinweisungsverfahren online) abgewickelt. Die Bewerberinnen und Bewerber können dort ihre Anträge digital stellen, Ortswünsche angeben und Unterlagen hochladen. Die Website ist unter Wahrung der gesetzlichen Vorgaben des Onlinezugangsgesetzes (OZG) entstanden und kürzlich erst modernisiert worden. Sevon bietet den großen Vorteil, dass Unterlagen zu jedem Zeitpunkt bis Mitte November digital nachgereicht werden können. Das aktuelle Bewerbungsverfahren für den 1. Mai 2025 läuft noch bis zum 15. November.
Beworben hat sich über dieses Portal auch Fabian Bless. Der 28-Jährige hat sein Referendariat in dieser Woche ebenfalls am ZfsL Neuss begonnen. Lange schon bringt er als leidenschaftlicher Musiker in seinem Heimatort am Niederrhein Kindern das Spielen von Instrumenten bei. Dabei hat er festgestellt, wie viel Spaß ihm der Umgang mit jungen Menschen macht. Seine zusätzliche Begeisterung für den Sport führte ihn schließlich zum Entschluss, dass er sich sagte, „wenn ich den Sporttest an der Universität bestehe, werde ich Lehrer!“ Fabian Bless bestand den Test, wird nun Grundschullehrer mit dem Drittfach Sport.
Ein weiterer Schubs in die richtige Richtung, diesmal ein etwas anderer. „Die Gründe, aus denen Sie sich für ein Lehramtsstudium und für das nun anstehende Referendariat entschieden haben, sind sehr unterschiedlich“, sagte Ministerin Feller zu den LAA im wunderbaren Ambiente der Bezirksregierung Düsseldorf. Am Ende aber zähle vor allem eins: „Sie alle werden in Kürze eine Tätigkeit ausüben, deren Bedeutung für uns als Gesellschaft kaum hoch genug eingeschätzt werden kann.“
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