Logo Bildungsland NRW - Bildungsportal
So soll das MiQua - LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier nach Fertigstellung aussehen.

Miteinander lernt sich‘s besser

Das LVR-Museum „MiQua“ ist als Gebäude noch nicht fertiggestellt, aber dennoch aktiv in der Kooperation mit Schulen: Zusammen mit dem Apostelgymnasium in Köln-Lindenthal zeigt es exemplarisch, wie sich eine Bildungspartnerschaft gewinnbringend gestalten lässt.

[Schule NRW 10-24]

„Museum im Quartier“ – so löst sich der Name eines Großprojekts auf, das derzeit auch noch „MiBa – Museum im Bau“ heißen könnte. Denn das „MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“ harrt noch seiner Fertigstellung. Gleichwohl arbeitet bereits ein interdisziplinäres Team an der Konzeption und insbesondere auch an der Vermittlung der Inhalte des künftigen Museums. Mit Wanderausstellungen, einem wechselnden Programm jeden Donnerstag im MiQua:forum am Alter Markt sowie themenbezogenen Führungen im Stadtraum bringt das Museum sich und seine spannenden Themen bereits vor Eröffnung ins Gespräch. Selbstverständlich können auch Schulen diese Angebote wahrnehmen. Für diese und andere außerschulische Zielgruppen gibt es zudem outreach-Projekte: Mit seinen mobilen Mitmachausstellungen greift MiQua über sein eigentliches Spielfeld – das Museumsgebäude – hinaus und bringt das Museum zu den Menschen.

Denn das Museum als Diskursraum für gesellschaftliche Fragen hat einiges beizutragen: 2000 Jahre gelingendes und scheiterndes Zusammenleben an einem zentralen Ort, dem Quartier am Kölner Rathausplatz, könnten als historische Folie für unsere Gegenwart nicht aktueller sein. Doch so spannend, relevant und aktuell die Forschungsergebnisse auch sein mögen, Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung entfalten sie erst durch eine vielfältige Vermittlung.

Doch was wünschen sich beispielsweise Schulen eigentlich von Museen? Was macht einen außerschulischen Lernort attraktiv? Diese und weitere Fragen lassen sich am einfachsten im stetigen Dialog miteinander klären. Deshalb haben sich MiQua und das Apostelgymnasium in Köln-Lindenthal (APG) zu einer Bildungspartnerschaft zusammengefunden. So können Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Museumsleute mit- und voneinander lernen, gemeinsam Herausforderungen angehen und Lösungen finden.

 

APG und MiQua als Team

Als das APG und MiQua ihre Bildungspartnerschaft durch die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung Ende November 2019 festgeschrieben haben, standen die beiden Institutionen bereits seit Längerem im Austausch. Sie wollen als Partner im Netzwerk Bildungspartner NRW langfristig die gemeinsame Organisation von Veranstaltungen oder Programmen wie zum Beispiel Projekttagen oder Workshops umsetzen und gleichzeitig die Verbindung nutzen, um kooperativ neue Formate zu entwickeln und zu erproben. Das erklärte Ziel der Partnerschaft ist es außerdem, die Interessen und Erwartungen von Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräften an das Museum aufzugreifen und in die Museumsarbeit zu integrieren.

„Erfolgreiche Vermittlungsarbeit kann nur gelingen, wenn sich Museen ernsthaft um eine Öffnung ihrer Kultureinrichtung und eine Partizipation von Schülerinnen und Schülern in den Museumsbetrieb bemühen. Mit der Bildungspartnerschaft wird ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung unternommen,“ erläutert Museumsdirektor Dr. Thomas Otten.

 

Museum unterwegs

Wie das funktionieren kann, wird beispielsweise am „MiQua…op Jöck!“ (kurz: „MoJ“) deutlich, einem Angebot aufsuchender Kulturarbeit. In drei Varianten ist das MoJ unterwegs, ein rollbarer Schrankkoffer, der sich zu einer abwechslungsreichen Mitmachausstellung entfaltet. Er enthält barrierearme Elemente, multisensorische Zugänge wie Hör-, Duft- und Fühlstationen und multimediale Materialien. In Kleingruppen werden die Teilnehmenden mithilfe einer Rätsel-App per Tablet durch unterschiedlichste Aufgaben geleitet. Je zwei Guides begleiten die vierstündigen Angebote mit den Themenschwerpunkten „Stadt im Mittelalter“, „Jüdisches Leben in Deutschland“ und „Lebenswelten am Limes“.

Schon in der Konzeptionsphase wurden Referendarinnen und Referendare sowie Lehrkräfte einbezogen. Beispielweise mit dem Ergebnis, dass jedes MoJ Original-Objekte enthält – ein Must-have für die Spezialist*innen für Unterrichtsfragen.

Für die ersten Probeläufe ging es op Jöck in die Partnerschule. Der enge Kontakt in der Vor- und Nachbereitung half, Ablauf und Materialien für beide Seiten zu optimieren. Dies reichte bis in Detailfragen: Sollte der historische Stadtplan doch größer sein oder Lupen mitgeliefert werden, oder beides? Ließe sich das vierstündige Angebot auch auf zwei Wochen aufteilen? Die Schülerinnen und Schüler brachten ihre Anregungen und Kritikpunkte ganz direkt ein, nicht nur im Abschlussgespräch. Jedes MoJ bietet einen „Briefschlitz“, in den die Teilnehmenden anonym ihr Feedback einwerfen können.

Seither ist das nun fast maßgeschneiderte MoJ regelmäßiger Gast im Geschichts- und Religionsunterricht des APG.

 

Austausch hilft beiden Partnern

Das Gymnasium half auch dabei, dieses etwas ungewöhnlichere Konzept bekannt zu machen. So diente die Aula als Veranstaltungsort für ein Multiplikatoren-Event für Lehrkräfte und Bildungsakteure, das die beiden Bildungspartner zum MoJ durchführten. Zugleich konnte sich das APG selbst weiter als Ort des Fachaustausches und der Bildungsinnovation profilieren. „Wenn MiQua zu Besuch kommt, ist interaktiver, abwechslungsreicher und vor allem spannender Projektunterricht garantiert: Die Klasse erarbeitet in Gruppen verschiedenste Facetten der jüdischen Geschichte, lernt ihre eigene Stadt ganz neu kennen und schult ihre interreligiöse Kompetenz“, schrieb eine Lehrerin als Rezension für die Social Media-Kanäle des Museums. 

Marco Lohmann, Direktor des APG, zeigt sich ebenfalls begeistert über die Bildungspartnerschaft: „Das Apostelgymnasium freut sich sehr, mit dem MiQua einen außerschulischen Bildungspartner zu haben, mit dem neue und anschauliche Zugänge zur Kölner Geschichte ermöglicht werden und mit dem die Schülerinnen und Schüler die Vielfalt jüdischen Lebens in Köln von der Vergangenheit bis heute erfahren können. Die Bildungspartnerschaft wird dazu beitragen, jüdisches Leben als wichtigen Bestandteil der Kölner Gesellschaft und Kultur wahrzunehmen und es somit den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, die Stadt, in der sie leben, besser zu verstehen und bewusster für ein Miteinander in gegenseitiger Wertschätzung einzustehen.“ 

Der intensive Austausch im Zusammenhang mit dem MoJ ist nur ein Beispiel, wie das Museum und die Schule von der Kooperation profitieren. Schließlich geht es darum, langfristig im Gespräch zu bleiben und aktuelle Bedarfe des anderen kennenzulernen. Die Erfahrungen zeigen: Lernen miteinander zu gestalten, davon profitieren alle Beteiligten, einschließlich der Schülerinnen und Schüler.

 

Autoren: Samantha Bornheim und Jens Scholten, MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln

 

Museum im Bau und trotzdem da

Im Herzen Kölns, mitten auf und unter dem Rathausplatz entsteht derzeit das MiQua. Ein Museum, in dem Besuchende durch archäologische Überreste aus den vergangenen 2000 Jahren reisen werden. Auf über 6000 m² sehen sie nicht nur Befunde des jüngsten Weltkulturerbes der Stadt – des römischen Statthalterpalasts der Provinz Niedergermanien – sondern auch des mittelalterlichen jüdischen Viertels. Aber es gibt nicht nur Archäologie zu entdecken: Mehr über die jüdische Geschichte Kölns seit 1424 und jüdische Kultur heute erfahren Besuchende im neuen Museumsgebäude. Interessierte müssen nicht bis zur Eröffnung warten: Mit wechselndem Programm lädt das MiQua-Team zum Austausch ins MiQua:forum ein oder bietet Vermittlungsprogramme und Führungen für unterschiedliche Zielgruppen an.

Weitere Informationen unter: www.miqua.lvr.de 

Das APG – Partnerschule des MiQua

Das Apostelgymnasium in Köln-Lindenthal ist seit 1860 Bestandteil der Kölner Schullandschaft und durch ein vielfältiges Bildungsangebot, eine anspruchsvolle Lernkultur und ein lebendiges Schulleben gekennzeichnet. Das Apostelgymnasium ist Leitschule im Verbund der NRW-Sportschule Köln und fördert Schülerinnen und Schüler mit dem Schwerpunkt „Hören und Kommunikation“.

Weitere Informationen unter: www.apostelgymnasium.de 

Bildungspartner NRW – Nicht nur für Museen!

Das Netzwerk Bildungspartner NRW wird von den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe sowie dem Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen angeboten. Als Bildungspartner vereinbaren eine Schule und eine Bildungs- oder Kultureinrichtung ihre verlässliche Zusammenarbeit auf Grundlage einer schriftlichen Kooperationsvereinbarung.

Weitere Informationen unter: www.bildungspartner.schulministerium.nrw.de

Bildergalerie: Bildungspartnerschaft zwischen MiQua und APG