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Ministerin Feller: Wir stärken die Lesekompetenz an unseren Grundschulen

Erste Schritte zur Förderung der Basiskompetenzen: Verbindliche Lesezeiten an allen Schulen der Primarstufe

16.05.2023

Das Ministerium für Schule und Bildung teilt mit:

Drei mal 20 Minuten verbindliche Lesezeit pro Woche – das ist die Kurzformel für einen ersten Schritt zur Stärkung der Basiskompetenzen in der Primarstufe. Ab dem kommenden Schuljahr will das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen für alle Schülerinnen und Schüler nordrhein-westfälischer Grundschulen jede Woche verbindliche Lesezeiten im Rahmen der Stundentafel einführen. Um etwa diese Neuerungen sowie die Unterstützungsmaßnahmen zur Stärkung der Lesekompetenz vorzustellen und die Schulen möglichst eng mit einzubinden, findet noch vor den Sommerferien eine Digitalkonferenz des Ministeriums unter anderem mit Schulleitungen der Schulen der Primarstufe, Fachberatungen sowie den Schulaufsichten statt.

Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Regelmäßigkeit im Leseunterricht sind wichtige Schritte auf dem Weg zur besseren Sicherung der Basiskompetenzen. Dies hat Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller in Grundzügen bereits in der vergangenen Sitzung des Schulausschusses im Landtag vorgestellt. “Die Stärkung der Fachlichkeit und Sicherung der Basiskompetenzen für alle Schülerinnen und Schüler hat eine hohe Bedeutung”, so Ministerin Feller, “nicht weniger bedeutsam ist jedoch die Unterstützung der Lehrkräfte, die sich mit hohem Engagement der Sicherung der Lernerfolge der Kinder widmen. Wir müssen die Schulen bestmöglich unterstützen, damit sie ihre Professionalität entfalten können – gleichzeitig müssen wir aber auch Entlastungen deutlich machen.” In dem Zusammenhang wies die Ministerin auch auf die Alltagshelferinnen und Alltagshelfer hin, die Lehrkräfte entlasten und unterstützen sollen.

Die Maßnahmen zur Stärkung der Basiskompetenzen tragen auch den Ergebnissen zweier aktueller Bildungsstudien Rechnung. Zum einen hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), das die Lern- und Lehrsituation in den einzelnen Bundesländern untersucht, in seinem jüngsten Bildungsbericht unter anderem festgestellt, dass die Basiskompetenzen von Grundschülerinnen und Grundschülern bundesweit deutlich zurückgegangen sind. Zum anderen bescheinigt die gerade vorgestellte Studie IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung), verantwortet von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA), Deutschland mit durchschnittlich 141 Minuten Lesezeit im Unterricht eine Platzierung unter dem Durchschnitt der OECD-Teilnehmer (205 Minuten) und EU-Teilnehmer (194 Minuten). “Wir müssen hier also dringend etwas tun, denn Lesen ist die zentrale Schlüsselkompetenz für einen erfolgreichen Bildungsweg – daher setzen wir hier unsere erste Priorität”, erläutert Ministerin Feller.

Der Auftrag zur “Stärkung des Leseunterrichts” soll zum Schuljahresstart 2023/2024 in den Schulen umgesetzt und in den kommenden Wochen und Monaten weiter konkretisiert und vorbereitet werden. Diese wichtige Aufgabe richtet sich an insgesamt rund 3.200 nordrhein-westfälische Schulen der Primarstufe, “wohlwissend, dass nicht alle Schulen gleichermaßen von den weniger guten Bildungsergebnissen betroffen sind”, so die Ministerin. Die Schulen erhalten beispielsweise Zugang zu fachwissenschaftlich erstellten Unterrichtsmaterialien und Hintergrundinformationen sowie zu einheitlichen und gut handhabbaren diagnostischen Instrumenten.

Ebenso im Blick sind die Basiskompetenzen im Fach Mathematik. Zur Verbesserung dieser Kompetenzen - vor allem im Bereich Rechnen - wurden und werden auch in Zukunft zahlreiche einfach handhabbare wissenschaftlich fundierte Materialien und Unterstützungsangebote bereitgestellt. “Diese Materialien sind deutschlandweit anerkannt und vor allem zur pädagogischen Diagnose und Förderung bei Rechenschwierigkeiten im Einsatz”, erklärt die Ministerin.

Ihr Fazit: “Insgesamt brauchen wir einen langen Atem, denn es geht nicht um kurzfristige, plakative Maßnahmen. Besonders das ‘Lesenlernen’ ist eine zentrale Voraussetzung für jeden erfolgreichen Bildungsverlauf. Zudem ist der Erwerb der Lesekompetenz ein komplexer Lernprozess, der bei jedem Kind unterschiedlich verläuft. Jedes Kind kommt mit anderen Lernvoraussetzungen in die Schule, und somit sind die Lehrkräfte als Expertinnen und Experten für den Leseerwerbsprozess mannigfaltig gefordert. Hier müssen wir ansetzen, um diesen Entwicklungsprozess, der die Basiskompetenzen unserer Kinder stärkt, nicht zu einer weiteren Belastung unserer Lehrkräfte werden zu lassen. Wir werden uns dazu mit den Lehrkräften eng austauschen.”

Hintergrund zum IQB-Bildungstrend

Der IQB-Bildungstrend untersucht, inwieweit Schülerinnen und Schüler der 4. Jahrgangsstufe die Bildungsstandards erreichen, die von der Kultusministerkonferenz für Deutsch und Mathematik in der Primarstufe festgelegt wurden. Nach 2011 und 2016 gab es den Bildungstrend 2021 zum dritten Mal. Die Ergebnisse zeigen für ganz Deutschland einen negativen Trend. Soziale Disparitäten haben sich seit 2011 signifikant verstärkt. Die Kompetenzeinbußen fallen bei Kindern in schwachen sozioökonomischen Verhältnissen und bei Kindern mit Zuwanderungshintergrund deutlicher aus als bei Kindern ohne Zuwanderungshintergrund. Die Pandemie hat diese Trends verstärkt.

Hintergrund zur IGLU-Studie

An der jüngsten Studie, an der auch das Institut für Schulentwicklungsforschung der Technischen Universität Dortmund mitwirkte, haben international rund 400.000 Schülerinnen und Schüler aus 65 Staaten und Regionen teilgenommen. Aus Deutschland beteiligten sich 4611 Schülerinnen und Schüler aus 252 vierten Klassen sowie ihre Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen. Die deutschen Schülerinnen und Schüler erreichen eine mittlere Lesekompetenz von 524 Punkten. An der Spitze rangieren Singapur und Hongkong. Aus Europa sind beispielsweise England, Finnland und Polen im Ranking weit vorne platziert

 

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Dieser Pressetext ist auch verfügbar unter www.land.nrw

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